Vor rund einem Monat hat die deutsche Tolino-Allianz der Buchhändler eine neue Generation an eBook-Readern angekündigt. Neben dem Einsteigermodell Tolino Shine mit monochromem eInk-Display erscheinen mit den Tolino Shine Color und dem Tolino Vision Color auch erstmals Reader mit Farbdisplay, das sich vor allem beim Lesen von Comics und Magazinen positiv bemerkbar machen soll.
Seit dem 7. Mai ist nun der Tolino Shine sowie der Tolino Shine Colour, beide mit 6-Zoll-Display, auch im Handel erhältlich. Der Tolino Shine Color will mit seinem Preis-Leistungs-Verhältnis einen bequemen Einstieg in die bunte Welt des digitalen Lesens bieten: Das neue 6-Zoll-Farbdisplay mit 4.096 Farben kann Inhalte wie bebilderte Kinderbücher, Kochbücher, Reiseführer, Fachbücher, Mangas und Comics optimal darstellen und kommt auf eine Auflösung von 300 ppi (SW-Inhalte) bzw. 150 ppi (Farbinhalte).
Neu ist auch die Hörbuchwiedergabe via Bluetooth über Kopfhörer oder Lautsprecher bei den beiden nun erschienenen Modellen. Dank der internen Speicher von 16 GB in der Kombination mit der Tolino Cloud sind der privaten Mediathek dabei kaum Grenzen gesetzt. Auch eine Wasserdichtigkeit für die Nutzung am Pool oder in der Badewanne ist beim Shine und Shine Color gegeben, ebenso wie eine SmartLight-Funktion für optimales Leselicht bei Tag und Nacht sowie ein Onleihe-Feature für öffentliche Leihbibliotheken. Der Akku soll bei beiden eBook-Readern laut Tolino „wochenlang“ halten.
Wochenlang konnte ich die beiden bereits erhältlichen Reader-Modelle leider noch nicht testen, da ich die beiden Exemplare erst vor wenigen Tagen selbst erhalten habe. Meine ersten Eindrücke des neuen Tolino Shine und Tolino Shine Color kann ich aber trotzdem schon mitteilen.
Kleine Designveränderungen bei den beiden neuen Modellen
Was als erstes bei beiden Modellen auffällt, ist die Haptik des Gehäuses, das sich im Vergleich zum Vorgänger, dem Tolino Shine 4, deutlich verändert hat. Statt eines glatt-schwarzen Kunststoffes kommt nun ein etwas angerautes schwarzes Material zum Einsatz, das etwas griffiger in der Hand liegt und zu 85 Prozent aus recyceltem Kunststoff besteht. Zudem fällt auch auf, dass das Display der beiden eBook-Reader etwas tiefer in den Rahmen eingelassen wurde als beim Vorgänger, jedoch ist die Wölbung der Rahmenkante anders gestaltet worden. Beim Tolino Shine 4 war sie nach innen gerichtet, beim Shine Color nach außen. So soll sich Schmutz besser entfernen lassen.
Im Lieferumfang enthalten ist sowohl beim Shine als auch beim Shine Color ein schwarzes USB-auf-USB-C-Ladekabel und ein Quick Start Guide. Bei der Einrichtung ist ein Konto eines beteiligten deutschen Buchhändlers notwendig, danach können eBooks sowohl aus eigenen Quellen, als auch bei den entsprechenden Buchhändlern auf den Reader gespielt werden. Ich wollte nach der Aktualisierung auf die neuste Tolino-Software einige Bücher per Calibre-App übertragen, allerdings wird die aktuelle Tolino-Firmware von der Dritt-App bisher noch nicht unterstützt. Hier muss der Calibre-Entwickler die eigene Software noch entsprechend anpassen, was sicherlich in den nächsten Wchen passieren wird. So setzte ich dann stattdessen auf eine Direktübertragung per USB-Kabel in den Bücherordner auf dem Gerät. Die ebenfalls vorhandene Onleihe konnte ich ohne entsprechendes kostenpflichtiges Konto bei der örtlichen Bibliothek leider noch nicht ausprobieren.
Kaleido 3 vs Carta 1300-Display
Was vor allem beim Tolino Shine Color auffällt, ist das Farbdisplay, ein E-Ink Kaleido 3 mit einer Auflösung von 1.448 x 1.072 Pixel bei 300 ppi für S/W-Inhalte und 150 ppi für Farbinhalte. Es ist ein Pluspunkt, nun die Cover der Bücher in Farbe in der Bücherliste oder auf dem Hauptscreen sehen zu können. Da beim Shine Color allerdings kein E-Ink Carta 1300 mit durchgängigen 300 ppi wie beim neuesten Shine-Modell zum Einsatz kommt, lässt die Auflösung des Displays bei Farbinhalten zu wünschen übrig. Die Display-Technologie ließ zumindest bei mir kein echtes Buch-Feeling aufkommen: Texte verfügen über weniger deutliche Kontraste als auf dem S/W-Screen. Auch die maximale Helligkeit des Shine Color ist etwas dunkler als beim Shine, die Farbtemperatur wirkt dafür allerdings insgesamt etwas wärmer. Mit entsprechenden Beleuchtungseinstellungen kann dem Kontrasverlust etwas entgegengewirkt werden.
Ich persönlich ziehe aufgrund der besseren und schärferen Textdarstellung ein S/W-E-Ink-Display dem Farbbildschirm vor. Bei dem hier vorliegenden Shine Color-Modell handelt es sich zudem um einen vergleichsweise kompakten Reader mit 6-Zoll-Displaygröße, so dass die Comic-Darstellung in Farbe aufgrund der sehr kleinen Schriften von Comicseiten eher zu vernachlässigen ist. Dies dürfte beim bald erscheinenden Tolino Vision Color mit seinem 7-Zoll-Display besser sein. Mein testweise auf den Tolino Shine Color geladenes Asterix-Heft war im Vollformat auf dem Display kaum zu lesen.
Tolino-Software bedarf noch etwas Überarbeitung
Im Vergleich zu meinen früheren Tolino Shine 4 ist die Software überarbeitet worden und reagiert auf den beiden neuen Geräten grundsätzlich gut und vergleichsweise flüssig. Zudem setzt man jetzt auf eine Linux- und nicht mehr auf eine Android-Basis wie bisher. Nach dem Drücken des rückseitigen Ein-/Aus-/Sleep-Buttons zum Hochfahren brauchen beide Geräte nicht lange, um das Hauptmenü zu öffnen. Auch das Deaktivieren des Schlaf-Zustandes geht sehr schnell von der Hand und erleichtert die schnelle Wiederaufnahme eines Buches bei zwischenzeitlicher Pause.
Die derzeit installierte Firmware-Version 5.0.175773 ist jedoch noch mit einigen Fehlern behaftet. So werden trotz erfolgter Einstellung Buchcover im Schlafzustand nicht angezeigt, und in der Bibliothek erscheinen die Buchcover teils gezoomt oder deutlich kleiner in der Vorschau-Ansicht. Beim Scrollen durch die eigene Büchersammlung bemerkte ich mehrfach deutliche Performance-Probleme, die mit einer Warnmeldung einher gingen und einen Neustart des Shine Color erforderten. Auch die WLAN-Verbindung ist nicht immer stabil und bricht gelegentlich ab. Laut meines Pressekontakts soll in zwei Wochen das nächste Update für die beiden neuen Tolino-Reader erscheinen, das entsprechende Verbesserungen mit sich bringen wird.
Der Tolino Shine mit S/W-Display kann zum Preis von 119 Euro erworben werden, unter anderem bei Thalia. Der Tolino Shine Color ist ebenfalls im Thalia-Webshop erhältlich und kostet dort 149 Euro. Dort ist auch entsprechendes Zubehör wie passende Schutzhüllen und Taschen mit Sleep-Wake-Funktion, Ladekabel und mehr verfügbar.
Ich habe den shine colour wieder zurückgeschickt. Leider hat er den Webbrowser nur als beta und damit konnte ich keine Bücher aus der Mediothek ausleihen