Wer sich mit eBook beschäftigt und gerne auf einem speziell dafür optimierten Gerät liest, der wird in den vergangenen Jahren vor allem über zwei Namen gestolpert sein: Kindle und Tolino. Es ist quasi das Duell von Amazon und den Buchhändlern. Immerhin ist der Tolino ein Gemeinschaftsprojekt, unter anderem sitzt hier auch Thalia mit im Boot.
Nun gibt es also die dritte Generation des Tolino Epos. Der Neuling wird zum heutigen Marktstart für einen Preis von 279 Euro verkauft und ist damit eine ganze Ecke teurer als das Top-Modell von Amazon. Allerdings muss man sich auch nicht mit verschiedene Konfigurationen oder mit Werbung, wie bei den günstigeren Kindle-Modellen herumschlagen. Auspacken, einloggen und loslegen, das ist die Devise von Tolino.
Das große Display des Tolino Epos 3 sorgt für Freude
Bemerkenswert ist ohne Zweifel das Display des Tolino Epos 3. Es ist 8 Zoll groß und bietet damit wirklich viel Platz für eine Menge Buchstaben. 300 ppi bei einer Auflösung von 1.440 x 1.920 Pixel werden geboten. Das stromsparende eInk-Display zeigt 16 verschiedene Graustufen an und besitzt eine integrierte Beleuchtung mit SmartLight. Das bedeutet: Nicht nur die Helligkeit, sondern auch die Farbtemperatur kann angepasst werden – auf Wunsch sogar automatisch.
Was mir persönlich bei eBook-Readern ausgesprochen gut gefällt, das ist ein asymmetrisches Design, so wie es auch beim Tolino Epos 3 der Fall ist. So kann man den Reader bequem mit einer Hand an der Seite festhalten und kann mit dem Daumen per Tastendruck die Seiten umblättern. Kein Zweifel: Das ist die beste und einfachste Option. Wischen oder Tippen auf den Touchscreen, das dauert länger, ist ungenauer und erfordert vielleicht sogar eine unnatürliche Daumenbewegung.
Echte Innovationen sind leider Mangelware
Insbesondere dank der freien Shop-Wahl, den zahlreichen eBook-Formaten und auch der Kompatibilität mit der Onleihe-Bibliothek ist der Tolino Epos 3 ein richtig tolles Gerät. Ein Problem habe ich dann aber doch: Irgendwie, und hier ist sicherlich nicht nur Tolino gemeint, ändert sich an den Geräten nicht mehr viel. Die Technik scheint ausgereift, wirkliche Innovationen gibt es nicht mehr. Das zeigt übrigens auch ein Blick auf den Kobo Sage, der dem Tolino Epos 3 zum Verwechseln ähnlich sieht.
Ein paar weitere Beispiele aus der Epos-Familie gefällig? Der Tolino Epos 3 hat die gleiche Auflösung und Pixeldichte wie sein Vorgänger. Es gibt nun 32 GB statt 8 GB Speicherplatz, aber selbst die hätten mir persönlich locker ausgereicht. Viel mehr ins Gewicht fällt dagegen tatsächlich das Gewicht: Nachdem der Vorgänger-Epos noch um 25 Prozent abgespeckt hat, steigt das Gewicht nun von 195 auf 240 Gramm.
Im Prinzip dürften sich im Alltag nur zwei Dinge positiv bemerkbar machen: Der deutlich schnellere 1,8 GHz AllWinner B300 Quad Core-Prozessor mit doppelt so viel Arbeitsspeicher und der USB-C-Anschluss. Man mag es kaum glauben, dass beim Epos 2 noch Micro-USB zum Einsatz kam. Zum Glück liegen diese Zeiten hinter uns, wobei der Tolino Epos 3 so wirklich modern noch nicht denken will: Das mitgelieferte Kabel hat am anderen Ende immer noch einen USB-A-Anschluss…
Und dann ist da noch die Sache mit dem Mac
Nicht unerwähnt darf ich auf einem Apple-Blog das Zusammenspiel des Tolino Epos 3 mit dem Mac. Mal eben per USB anschließen und direkt im Finder mit Inhalten befüllen, das geht nämlich auch mit dem neuen Modell nicht. Am Mac angeschlossen wird einfach kein externes Speichermedium erkannt. Das habe ich schon im vergangenen Jahr beim Tolino Vision 6 bemängelt und leider hat sich nichts getan. Man setzt weiterhin auf das Media Transfer Protocol verwendet, für das auf dem Mac aber die Installation von Drittanbieter-Software notwendig ist. Immerhin gibt es mittlerweile eine Support-Webseite zu diesem Thema.
Aber abgesehen davon, lohnt sich der Wechsel vom Tolino Epos 2 zum neuen Modell? Aus meiner Sicht wohl kaum, selbst für absolute Leseratten. Falls ihr dagegen noch ein älteren eBook-Reader im Einsatz habt und euch ein Gerät mit großem Display wünscht, dann ist der Tolino Epos 3 eine sehr interessante Alternative auf dem Markt.
Tolino Epos 3
8 Zoll eReader mit E Ink Carta 1200 Display, smartLight, Wasserschutz und Blättertasten
279 EUR
Gewicht auf 240 Gramm gestiegen? Das allein ist schon ein Grund für die rote Karte. Und dann der Preis … sorry – viiiiel zu teuer!