Es ist ein ewiges Streitthema: Großstädte und ihre Autos. Auch in der bundesdeutschen Hauptstadt Berlin ist das Problem allgegenwärtig. Nichtsdestotrotz steigt die in Berlin zugelassene Anzahl an Autos kontinuierlich an, und Initiativen wie „Volksentscheid Berlin autofrei“ sind nach rechtlichen Bedenken des Senats vor dem Berliner Landesverfassungsgericht gelandet. Einen neuen Lösungsansatz will nun das schwedische Start-Up Tiptapp bieten: Personen, die auf ein eigenes Auto verzichten, müssen nicht dessen Komfort für den Transport diverser Dinge aufgeben.
Mit der neuen App Tiptapp (App Store-Link) sollen über Crowdsourcing Suchende mit Anbietenden zusammengeführt werden, um Aufträge wie den Transport von gekauften Möbeln, die Fahrt zum Recyclinghof, Umzüge oder Einkäufe privat erledigen zu lassen. So soll das Leben in der Stadt ohne Auto einfacher gestaltet werden, gleichzeitig verdienen sich die Fahrer und Fahrerinnen der Autos etwas hinzu.
Der Ansatz der Crowdsourcing-App beruht auf dem Prinzip der Nachbarschaftshilfe: Größere Unterfangen, die ein Auto benötigen, können auf der Plattform zu eigens gewählten Konditionen inseriert werden. Helfende mit PKW werden innerhalb kürzester Zeit gefunden, Treffpunkt, Ort und Zeit festgelegt und im Handumdrehen ist das Projekt abgeschlossen.
In Stockholm bereits über 16.000 Autofahrten eingespart
In der schwedischen Hauptstadt Stockholm ist die Anwendung, die nun auch für Berlin im deutschen App Store erhältlich ist, bereits auf Gegenliebe gestoßen. Dort konnte Tiptapp schon monatlich 16.250 Fahrten einsparen, da jede Abholung und Zustellung innerhalb der Anwendung durchschnittlich mindestens zwei Autofahrten ersetzt.
Dinge des alltäglichen Lebens lassen sich so mit wenigen Klicks per App transportieren. Auch der Gang zum Recyclinghof wird so nicht mehr zur Reise mit Bus und Bahn oder wegen Zeitnot über Monate vor sich hingeschoben. Stattdessen werden die Aufgaben bequem mit Zeitplan inseriert und sollen laut Aussage des Tiptapp-Gründers Tim Bjelkstam „innerhalb weniger Stunden erledigt“ sein.
Um sicherzustellen, dass alles, was über Tiptapp abgeholt wird, bei einem Recyclingzentrum oder einer Recyclingstation abgegeben wird, werden alle Abgaben vom System mittels Standortprüfungen und Fotobeweis überprüft. So werden die Straßen nicht nur von zusätzlichen Autos verschont, sondern auch die Gehwege von lästigem Sperrmüll befreit. Weitere Infos zum Tiptapp-Projekt finden sich auch auf der Website des Start-Ups. Der Download von Tiptapp für das iPhone ist kostenlos und kann ab iOS 12.0 oder neuer angestoßen werden.
Liebe Autorin Mel,
die Initiative „Volksentscheid Berlin autofrei“ ist vor dem Berliner Senat nicht gescheitert. Der Senat hat bei der Prüfung unseres Gesetzentwurfs rechtliche Bedenken gehabt. Daher liegt unser Gesetzentwurf nun beim Berliner Verfassungsgericht zur Prüfung. Sobald das Gericht grünes Licht gibt, geht es mit der Initiative und dem Volksentscheid weiter! Ich würde mich freuen, wenn du das oben richtigstellst. Unsere Perssemitteilung und weitere Infos dazu findest du hier: https://volksentscheid-berlin-autofrei.de/presse/downloads/VE_Berlin_autofrei_2022_09_02_PM_Stellungnahme_eingereicht.pdf
Übrigens müssten die Berliner*innen auch mit uns den Komfort des Autos für Transportfahrten nicht ganz aufgeben, 12 Fahrten stehen jeder Person jedes Jahr zu 😉
Viele Grüße
Benni für das Team vom Volksentscheid Berlin autofrei
Lieber Benni für das Team vom Volksentscheid Berlin autofrei,
ob man es nun gescheitert oder abgelehnt nennt, die Berichterstattung des RBB klingt nicht so selbstverständlich erfolgreich, wie du: https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/05/berlin-senat-erteilt-volksbegehren-berlin-autofrei-absage.html
Demnach hat der Berliner Senat euren Gesetzesentwurf aufgrund rechtlicher Bedenken abgelehnt – federführend die „Verkehrsverwaltung der grünen Umweltsenatorin Bettina Jarasch“.
Die Innenverwaltung stufte ihn, euren Gesetzesentwurf, sogar als rechtlich unzulässig ein, weil mit dem Grundgesetz nicht vereinbar.
Und diese Probleme sollen durch eine juristische Prüfung des Verfassungsgerichtshof des Landes geklärt werden.
Übrigens, die 12 komfortablen Fahrten pro Jahr und Person mit dem Auto sollen doch bereits auf 6 Fahrten pro Jahr und Person weiter reduziert werden. 😉
Gute Idee! Nur schade, dass das ganze scheinbar auf Autos beschränkt ist. Viele Transporte kann man ja problemlos auch mit dem (Lasten-)Rad erledigen – völlig egal ob für einen selbst oder für Dritte.
Die Niederländer haben das gut gelöst. Man kommt fast überall mit dem Auto hin, aber durchfahren ist nicht möglich und die Geschwindigkeit ist auf 30 gesetzt, wenn man sich die Fahrbahn teilen muss.