Dass ich großer Fan von Radtaschen für den Gepäckträger bin, dürfte bei euch mittlerweile sicherlich durchgedrungen sein. Seit über einem Jahr bin ich autofrei und erledige Angelegenheiten in meiner Stadt in 99 Prozent aller Fälle mit dem Fahrrad. Für größere Einkäufe verrichtet an dieser Stelle die klassische Ortlieb BackRoller Plus immer noch hervorragende Dienste, aber ich schaue mich auch gerne einmal nach flexiblen Alternativen anderer Hersteller um. Zuletzt war dies unter anderem mit der Valkental ValkPro oder auch der Ortlieb Vario PS der Fall.
Denn selten kommt es vor, dass man nur eine Radtasche für den Gepäckträger benötigt. Ist man außerhalb des Rades unterwegs, tragen sich die reinen Radtaschen oft unbequem und sind nicht wirklich für längere Wege ausgelegt. Ähnlich wie die Multifunktions-Taschen von Valkental oder Ortlieb bietet seit einiger Zeit auch das noch junge Start-Up Otinga mit dem Flip eine Rucksack- und Radtaschen-Kombination, die ich nun ausprobiert habe. Erhältlich ist der Otinga Flip in den drei Farben Schwarz, Arctic Blau und Aubergine Rot zum Preis von jeweils 179,95 Euro bei Amazon. Wer auf der Website von Otinga bestellt, erhält gegenwärtig zur Tasche auch noch ein kostenloses Regencover dazu.
Nur 7 Sekunden zwischen Rucksack und Radtasche
Das Team von Otinga bewirbt den Rucksack samt Radaufhängung für den Gepäckträger mit den Worten „in nur 7 Sekunden von einer Fahrradtasche zu einem Rucksack umgewandelt“. Gerade dieser Aspekt erscheint interessant, denn viele andere Kombo-Taschen setzen auf umständliche Reißverschlüsse und versteckte Fächer für Rucksackriemen, um die Umwandlung von Radtasche zu Rucksack und umgekehrt zu vollziehen. Ich konnte mich nun selbst vom Otinga Flip überzeugen und muss sagen: Man hat wirklich nicht übertrieben: Dank zwei umliegender Reißverschlüsse auf der oberen und unteren Hälfte der Rückseite kann ruckzuck binnen weniger Sekunden gewechselt werden – aus meiner Sicht die bislang schnellste von mir getestete Lösung solcher Kombi-Taschen. Als kleines Extra verfügen die Rucksackgurte über Feststellriemen, so dass die überschüssigen Gurte nicht herumfliegen und erst sortiert werden müssen, und sind zudem mittig mit einer Naht versehen, so dass sie sich leicht knicken und unterbringen lassen. Und sollte es am Rad einmal etwas dreckiger werden, ist der Rücken beim Tragen des Rucksacks dank des Umklapp-Modus vor Schmutz geschützt – eine durchdachte Entscheidung.
Im Hinblick auf die Spezifikationen kommt der Otinga Flip auf ein flexibles Volumen zwischen 26 und maximal 34 Litern sowie Maße von mindestens 48 x 30 x 20 cm. Mit einem Gewicht von rund 1.800 Gramm ist der Flip allerdings der bislang schwerste aller Kombo-Radtaschen, die ich getestet habe. Hier gilt es abzuwägen, ob man ein so hohes Eigengewicht mit sich herumtragen möchte oder lieber zu anderen leichteren Alternativen greift. Gefertigt wird der Otinga Flip aus gewebtem Stoff mit wasserdichter TPU-Beschichtung, zudem kommt TPU-Material am Boden und auf der Fahrrad-Rückseite zum Einsatz. Bei normalen Regenschauern ist die Kombo-Tasche dank einer Wassersäule von 20.000 mm wasserdicht, bei andauerndem Regen empfiehlt sich aber die Nutzung des optionalen vollreflektierenden Regencovers.
Neben dem Hauptfach gibt es im Inneren ein gepolstertes 16″-Laptopfach mit aufsitzenden Mesh-Taschen und einem extra Tablet-Fach sowie ein weiteres Innenfach für Wertsachen. An einer Außenseite gibt es eine Reißverschluss-Tasche, die sich unter anderem für Flaschen eignet, sowie an der anderen Außenseite zwei übereinanderliegende kleinere Reißverschluss-Taschen. Als klassischer Rolltop-Rucksack wird die Hauptöffnung des Flip zusammengerollt und dann mit dem Verschlusshaken fixiert.
An dieser Stelle kommt einer meiner Kritikpunkte der Rucksack-Radtaschen-Kombination zum Tragen: Die Tasche verfügt zwar an den Enden des Rolltops über zwei festere vernähte Schienen für zusätzliche Stabilität, aber nicht über eine Verschlussmöglichkeit wie einen Reißverschluss, einen Magneten oder ähnliches. Zudem lässt sich der Rucksack nicht einhändig über den Verschlussgurt schließen, da der angebrachte Metallhaken relativ massiv ist und man die angebrachten Schlaufen oft mit der anderen Hand vorab etwas weiten muss. Schnelles einhändiges Einhaken war bei mir in grob 80 Prozent der Fälle nicht möglich. Es ist denkbar, dass sich die Schlaufen im Verlauf der Zeit von selbst weiten – in meinem mehrwöchigen Testzeitraum war dies nicht der Fall.
KlickFix-System zur Befestigung am Gepäckträger
Ebenfalls zu beachten gilt es neben vergleichsweise hohen Eigengewichts auch, dass der Otinga Flip relativ hoch am Gepäckträger sitzt und deutlich über die Gepäckträgerkante hinausgeht. Wer zusätzlich einen Fahrradkorb verwendet oder noch weitere Dinge auf dem Gepäckträger transportieren möchte, steht hier möglicherweise vor einem Problem. Auch auf eine untere Fixierung der Tasche am Gepäckträgerrahmen wurde bei diesem Modell verzichtet. Dafür gibt es allerdings ein einfach und ohne Werkzeug zu installierendes KlickFix-System mit zwei stabilen Haken für alle Gepäckträger-Durchmesser und einer integrierten Sicherung in der Mitte.
Wie es um die Stabilität der Tasche am Rad bei längerem Bikepacking-Touren aussieht, vermag ich nicht zu sagen, für den Schul- oder Berufsalltag dürfte man bei üblicher Beladung allerdings nicht auf Probleme stoßen. Ich habe den Otinga Flip für einige Radtouren mit Proviant, Jacke und Co. und auch für Einkäufe in der Stadt genutzt, mein MacBook Air und weiteres Zubehör damit transportiert, und habe keine Bedenken hinsichtlich der Stabilität gehabt.
Mit einem Preis von knapp 180 Euro ist der Otinga Flip definitiv einer der teureren Kombi-Modelle für Rücken und Rad, wird dafür aber auch von einem kleinen Familienbetrieb innerhalb Europas, genauer gesagt in Serbien, gefertigt. Das Modell überzeugt mit seinem blitzschnellen Wechselprinzip von Rucksack zu Radtasche und umgekehrt, verfügt aber auch über ein sehr hohes Eigengewicht, keine komplette Wasserdichtigkeit ohne Regencover und steht sehr hoch über dem Gepäckträger hinweg. Auch wenn der Wechsel sich etwas langwieriger gestaltet, bleibt bei mir persönlich aktuell der Valkental ValkOne Plus weiter hoch im Kurs. Mit der Red Rebane Purist PLUS werden wir euch zudem bald eine weitere Kombo-Tasche vorstellen, die komplett in Deutschland gefertigt wird – bleibt also dran.
- ✔️ UMWANDLUNG IN SEKUNDEN - Das patentierte Klapp-System mit Magneten ermöglicht es dir deine Fahrradtasche innerhalb von 7 Sekunden in einen...
- ✔️ SAUBER ANKOMMEN - Dank des durchdachten Spritzschutzes der Rucksack Fahrradtasche, sind sowohl die Rucksackträger als auch die gesamte...
Ich bin Radpendler und schwöre bei allen Taschen auf Ortlieb. Bei Touren oder Reisen habe ich eine Ultimate Six Free am Lenker, links und rechts je einen Backroller Free und bei Bedarf nochmal auf dem Gepäckträger einen Trunk Bag RC. Darum habe ich auch nicht lange überlegt und mir dann – nach Ansicht von vielen vielen YouTube Videos, die mir etwas anderes schmackhaft machen wollten – mir einen Vario PS gekauft. Dieser ist jetzt seit Juni in Verwendung und was soll ich sagen? Ortlieb ist halt Ortlieb! Ich habe in der Vergangenheit auch mal andere Hersteller ausprobiert, aber entweder war das Befestigungssystem mies oder die Tasche labberig oder nicht ausreichend wasserdicht. Und wer regelmäßig und bei jedem Wetter mit dem Rad unterwegs ist, der macht keine Kompromisse, daher kann es wirklich nur Ortlieb geben…
Ja, die Ortlieb-Taschen sind am Fahrrad wirklich großartig. Meine BackRoller Plus möchte ich auch nicht missen, für größere Touren steht dann noch die Ultimate Six Plus am Lenker zur Verfügung. Mit dem Vario PS und dem relativ offenen „Segel“ zum Wechsel von Rucksack auf Radtasche konnte ich mich persönlich nicht ganz anfreunden, hier gefällt mir der Valkental ValkOne besser. Aber jede/r so, wie er/sie mag – danke für deine Erfahrungswerte und freut mich, dass du mit deiner Wahl zufrieden bist. 🙂
Wie schätzst du denn den Tragekomfort als Rucksack ein ?
Soweit zufriedenstellend. Die Rucksackgurte sind breit und verteilen die Last ganz gut, sind aber auch relativ weich und dünn gepolstert. Mit dem vergleichsweise hohen Eigengewicht der Tasche plus eventuell schwerer Zuladung würde ich damit wohl keine längeren Wanderungen unternehmen wollen. 😉
Seit wann gehört Serbien zur EU?
Wenn sich sich anstrengen vielleicht 2025.
Sollte natürlich Europa heißen. Ist korrigiert.