Netatmo geht mit seinem Smart Lock andere Wege. Der Ansatz klingt interessant, immerhin ist das Netatmo Smart Lock nicht mit dem Internet verbunden, verzichtet aber auch gänzlich auf einen Motor. Mit NFC-Schlüsseln gibt es Zugang, ebenso kann man per App und Bluetooth via Smartphone das Schloss ansteuern. Nachdem die Haustür von Fabian einen Hauch zu dick war, konnte ich das Netatmo Smart Lock ausprobieren und möchte euch folgend meine Erfahrungen schildern.
Sicherheit und erster Eindruck
Netatmo sagt, dass das Schloss entwickelt wurde, „um den höchsten Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden“. Der von Netatmo entwickelte Zylinder besteht aus rostfreiem Edelstahl, der mit einem Anti-Bohr-Pad und 3 Sicherheitsstiften verstärkt ist. Der erste Eindruck bestätigt die Aussagen, der Zylinder samt Schloss ist sehr hochwertig. Falls ihr mit einer Anschaffung liebäugelt, müsste ihr euren alten Schließzylinder ersetzen, hier solltet ihr vorher auf jeden Fall einen Kompatiblitätscheck durchführen.
Einbau des Netatmo Smart Lock
Der Einbau ist wirklich sehr einfach, hier wird keine Fachkraft benötigt. Ihr löst einfach die Schraube unterhalb der Falle und könnt dann das alte Schloss entnehmen. Mit einem kleinen Messwerkzeug könnt ihr prüfen, wie lang das Schloss sein muss. Noch einfacher: Ihr nehmt einfach euer altes Schloss und orientiert euch an dieser Länge. Im Lieferumfang ist eine 35 Millimeter sowie 40 Millimeter Verlängerung mit dabei, die ihr bei Bedarf und je nach Dicke eurer Tür in den Zylinder einsetzen könnt.
Ist die richtige Länge gewählt, könnt ihr den neuen Zylinder einsetzen und die Schraube wieder eindrehen. Außerhalb muss dann noch ein kleiner Knauf montiert werden. Das ist notwendig, da das Schloss keinen Motor hat und der Knauf zum Öffnen der Tür manuell gedreht werden muss – immer. Heißt im Umkehrschluss aber auch: Der Knauf ist von außen sichtbar. Finde ich optisch in Ordnung, mag aber sicherlich nicht jeder.
Auf der Innenseite der Tür befindet sich ein größeres Knauf, in dem auch die mitgelieferten Batterien eingesetzt werden. Die Tür könnt ihr durch Drehen auf- zu zu schließen.
Einrichtung in der Home + Security App
Nachdem das Schloss eingebaut und die Batterien eingelegt sind, kann man das Netatmo Smart Lock in der Home + Security App (App Store-Link) einrichten. Zur Benutzung der App wird ein Konto vorausgesetzt. Die App leitet Schritt für Schritt durch den Prozess. Leider hat die Einrichtung nicht auf Anhieb geklappt und etwas mehr Zeit in Anspruch genommen als gedacht. Der entsprechende QR-Code wurde mehrfach nicht erkannt und erst nach mehrfachem Komplett-Reset hat es funktioniert.
Wichtig: Im Lieferumfang ist eine Besitzerkarte mit dabei. Hier findet ihr zum einen den Einrichtungscode, ebenso gibt es hier einen langen Stift, mit dem man sich als Besitzer authentifizieren und das Schloss zurücksetzen kann. Der Stift muss von außen in das Schloss eingeführt werden. Diese Schlüsselkarte solltet ihr an einem sicheren Ort aufbewahren.
Netatmo Smart Lock in der Praxis
Nachdem man die erste Hürde genommen hat, kann man sich in der App umsehen und ein paar Einstellungen tätigen. Die Aufmachung ist sehr einfach, auf dem Startbildschirm wird ein Schlüssel-Icon angezeigt. Die Einstellungen sind etwas versteckt, hier ist es ratsam eine Kalibrierung des smarten Türschlosses durchzuführen, damit auch später in HomeKit der richtige Status erkannt wird.
Ihr habt nun mehrere Möglichkeiten das Schloss zu bedienen. Von Innen könnt ihr jederzeit am Knauf drehen, von außen nicht. Mit dabei sind drei NFC-Schlüssel im schwarzen Design. Sieht edel aus, inwieweit die Schlüssel abnutzen und möglicherweise Farbe splittert, kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Ein Schlüssel kann in der App konfiguriert werden. Dazu wird er von außen in das Schloss gesteckt und aktiviert, zudem könnt ihr einen Namen vergeben. Optisch ist der schwarze Schlüssel am Schlüsselbund auffällig, da Schlüssel sonst nunmal aus Metall und ohne Farbe gefertigt werden.
Per NFC-Schlüssel die Tür öffnen
Der NFC-Schlüssel funktioniert zuverlässig. Er wird von außen eingesteckt und wenige Sekunden später könnt ihr den Schlüssel drehen und eure Tür öffnen. Wenn man von außen an dem Knauf dreht und sich nicht authentifiziert, dreht das Schloss immer leer. Wird ein Schlüssel oder eine App erkannt, greift das Schloss und ihr könnt es drehen. Was mir aufgefallen ist: Außen am Schloss befindet sich eine kleine Blende, hinter der sich ein Micro-USB-Anschluss befindet. Diese Blende dreht man leider öfters mit. Das nervt ein wenig. Zum Micro-USB-Port gleich mehr.
Gut: Geht ein Schlüssel mal verloren, kann man die Berechtigung einfach entziehen und den Schlüssel in der App löschen. Danach ist er nutzlos und kann das Schloss nicht mehr entsperren.
Per App die Tür öffnen
Wie schon erwähnt, ist das Netatmo Smart Lock nicht mit dem Internet verbunden. Die Kommunikation vom Smartphone zum Türschloss erfolgt über Bluetooth. Ihr müsst euch also in Reichweite befinden, wenn ihr eure Tür mit dem Smartphone öffnen wollt. In der App könnt ihr dann auf euer Smart Lock klicken, um dieses so zu aktivieren. Bis das Schloss den Befehl erkannt hat, können schonmal 5 bis 6 Sekunden vergehen. Das klingt wenig, steht man vor der Tür und will rein, fühlt sich das aber wie eine Ewigkeit an. Manchmal muss man auch mehrfach in der App auf das Schloss klicken bis etwas passiert. Ganz so zuverlässig klappt das noch nicht. Aber: Ich bin immer rein gekommen, auch wenn beim ersten Klicken nichts erkannt wurde.
Was passiert, wenn die Batterien leer sind?
Das Netatmo Smart Lock kann mit den vier Batterien über ein Jahr lang betrieben werden. Sind die Batterien fast leer, gibt es per App eine Benachrichtigung und ihr könnt die Batterien tauschen. Für den Notfall gibt es außen am Knauf einen Not-Micro-USB-Anschluss. Hier kann man ein Kabel an eine Powerbank anschließen und so das Schloss bedienen. Heißt natürlich auch: Man muss erst einmal ein altbackenes Micro-USB-Kabel auftreiben. USB-C wäre definitiv die bessere Wahl gewesen. Aber: Wenn sich die App meldet, dass die Batterien fast leer sind, sollte man sie einfach ersetzen und kommt erst gar nicht in die Situation, dass man den Notfall-Anschluss nutzen muss.
Kein Auto-Unlock und kein Lock-and-Go
Soweit, so gut. Ihr denkt euch jetzt: Smart ist das ja noch nicht wirklich. Stimmt. Wenn ich an smart denke, würde mir ein Auto-Unlock, eine Lock-and-Go-Funktion oder die Bedienung auf der Ferne einfallen. Gibt es beim Netatmo Smart Lock alles nicht. Hier hat man einfach einen anderen Ansatz gewählt, der meiner Meinung nach einem Smart Lock nicht gerecht wird. Gerade die oben genannten Komfortfunktionen machen ein Smart Lock meiner Meinung nach erst interessant. Weiteres Zubehör gibt es auch nicht, hier ist man auf die NFC-Schlüssel und App beschränkt. Ein Keypad wäre denkbar, das könnte ja auch per Bluetooth mit dem Schloss kommunizieren.
Gäste-App ist besonders nutzerfreundlich
In einem Zuhause leben oftmals mehrere Personen. Per App könnt ihr Berechtigungen verteilen, zum Beispiel den Vollzugriff, wobei dieser nur gewährt wird, wenn das Smartphone in Bluetooth-Reichweite des Schlosses ist. Ein Gast-Zugang kann hingegen jederzeit eingerichtet werden. In der Nutzerverwaltung legt ihr einfach einen neuen Zugang an, vergibt einen Namen und könnt auch ein Zeitfenster bestimmen, in der der Zugang aktiv ist. Die Einladung könnt ihr einfach per Nachricht verschicken.
Der Gast muss sich die kostenlose Home + Guest App (App Store-Link) von Netatmo installieren, was aufgrund der Größe von nur 28,9 MB jederzeit und überall möglich ist. Die App ist super einfach aufgebaut und kommt ohne Account-Pflicht aus. Ist die App installiert und man klickt auf den Einladungslink, wird der Zugang sofort eingerichtet. Steht man vor der Tür, kann man auf das Schloss-Icon klicken und per Bluetooth sich authentifizieren, um Zugang zu erhalten. Das ist sehr komfortabel und nutzerfreundlich gestaltet.
Gast-Einladungen können einfach weitergeleitet werden
ABER: Der für mich größte Kritikpunkt ist meiner Meinung nach auch sicherheitskritisch. Jeder eingeladene Gast kann seinen Zugang mit anderen teilen. Wie bitte? Ja, richtig gehört. Ich als Eigentümer habe dann keine Ahnung, wer alles einen „Schlüssel“ hat. Und das ist für mich ein KO-Kriterium für das Schloss. Generell sollte jeder vertrauenswürdige Gast vernünftig damit umgehen, ich bin aber der Meinung, dass ein Gast keinen weiteren Gast einladen darf. Wenn ich zum Beispiel einem Handwerker einen Zugang ausstelle, kann er diesen an wen auch immer weitergeben. Klar, man kann jeden Gastzugang widerrufen beziehungsweise läuft dieser automatisch nach dem voreingestellten Zeitfenster aus, aber hier muss Netatmo einfach nachbessern. Das ist eine Software-seitige Funktion, die für mich sofort abgestellt gehört.
Netatmo argumentiert diese Funktion übrigens mit folgendem Beispiel: Wenn beispielsweise ein Airbnb mit dem Schloss ausgestattet ist und ein Zugang für eine Person aufgestellt wurde, kann dieser den Zugang auch mit seinem Partner teilen. Ja, ist praktisch, aber auch hier würde ich sagen, dass der Eigentümer dann einfach zwei Einladungen verschickt.
Netatmo Smart Lock funktioniert mit HomeKit
Das Netatmo Smart Lock ist mit HomeKit kompatibel, allerdings ist die Einbindung von Türschlössern in HomeKit immer noch mangelhaft. Das liegt nicht an Netatmo, sondern an Apple. In der Home-App könnt ihr zwischen auf- und abgeschlossen unterscheiden. Mit einem Klick wird das Schloss aktiviert und ihr könnt es manuell drehen. Natürlich könnt ihr das smarte Türschloss auch mit anderen HomeKit-Aktionen kombinieren und beim Öffnen der Tür direkt das Licht anschalten oder Heizungen aufdrehen.
Fazit und Preis
Das Netatmo Smart Lock ist mir nicht smart genug. Der Ansatz mag Anhänger finden, ich persönlich möchte aber auf Komfortfunktionen wie einen Auto-Unlock nicht mehr verzichten. Die Verarbeitung ist hochwertig, die App-Bedienung einfach, die NFC-Schlüssel nett. Aber die smarte Komponente ist mir für ein Smart Lock einfach zu wenig.
Und am Ende steht da auch noch der Preis im Raum: 379,99 Euro. Verdammt viel Geld, vor allem im Vergleich zu schon bestehenden Smart Locks wie Nuki oder Tedee. Ein zusätzlicher Smart Key kostet 39,99 Euro, das 3er Set gibt es für 99,99 Euro. Sollte die Tür zu dick sein, kann man eine 45 oder 50 Millimeter Erweiterung für je 29,99 Euro kaufen.
Ich finde: Das Netatmo Smart Lock ist zu teuer und bietet zu wenig smarte Funktionen. Ich bleibe bei meinem Nuki Smart Lock.
Hi.
Ich kann nicht verstehen, dass man das Schloss als nicht Smart bezeichnet, nur weil es in der Netatmo App aktuell noch nicht alles gewünschte angeboten wird. Da es in HomeKit integriert werden kann, werden die meisten smarten Funktionen doch darüber möglich.
Ich mache bei meinem Nuki auch alles über HomeKit. Hat meiner Meinung nach einfach den Vorteil, dass ich alle Smarthome Funktionen in einer App habe, und keinen App-Flickenteppich.
HomeKit und Türschloss: Es gibt kein Auto-Unlock, die Falle kann nicht gezogen werden, kein Lock-and-Go. Aber zumindest „Falle ziehen“ soll ja per Update kommen. Kommt halt auch drauf an, was man möchte und worauf man bei einem smarten Schloss verzichten kann.
Hi.
MIT HomeKit und Dummyschalter schon
Sorry. Ich meine Homebridge
Wie laut ist das Schloss z.B im Vergleich zum Nuki ?
Das Schloss hat keinen eigenen Antrieb. Man muss selbst drehen. Damit ist es also leise.
Endlich mal ein bericht wo die Dinge beim Namen genannt werden, das Ding ist weit weg von Komfort. Was noch hnzukommt, ist die schlechte Haptik der Schüssel, wenn man dieses ins Schloss steckt.
Das Ding hat sicher seine Vorteile, aber für mich überwiegen die Nachteile.
Schlüssel ins Schloss stecken: Ja, ist halt anders als mit einem herkömmlichen Schlüssel mit Bart. Da gewöhnt man sich dran.
Was mir noch aufgefallen ist: Das Schloss macht ein Geräusch, wenn es von Leerlauf auf Betrieb umschaltet. Wer eine besonders Dicke Tür hat, wird das von außen nicht hören. Da ist eher das Gefühl gefragt. 3-4 Sekunden warten und dann hoffen, dass das Schloss entriegelt hat. Dann drehen.
Für mich ist das Aqara U200 „the next big thing“. Hier werden preislich und funktionstechnisch sämtlich Smart-Lock Hersteller kapitulieren müssen.
Das einzige, was mir am Netatmo-Schloss gefällt und was leider auch das Aqara-Schloss vermissen lässt: Die Bauform mit integriertem Schließzylinder. Dadurch muss man nicht einen Kasten an die Tür KLEBEN, welcher dann einen herkömmlichen Schlüssel dreht. Das ist in meinen Augen eine hingefrickelte Bastellösung.
Letzteres ist auch der Grund, warum ich mich bisher von Nuki ferngehalten habe: der Preis war mir für dieses Konzept schlichtweg zu hoch. Selbst, wenn man das Schloss im Angebot kauft. Aber PIN+Fingerabdruck-Eingabemöglichkeit schlagen dann nochmal richtig zu.
Leider wird das U200 auch auch wie das Nuki-Schloss funktionieren, dafür wird aber der realistische Verkaufspreis zwischen 100-150€ für das Komplettpaket liegen. Selbst wenn dann später mal eine Firma mit einer besseren Bauform des Schlosses auf den Markt, welche mir besser gefällt, werde ich mich dann weniger ärgern, das Geld versenkt zu haben.