Meta mit Kurswechsel: Faktenchecks durch Community Notes ersetzt

Restriktionen für Hassrede werden aufgeweicht

Grafik mit 3D-Meta-Logo und schwebenden App-Icons des Konzerns

Eine neue Richtlinie von Meta sorgt derzeit für große Schlagzeilen und Diskussionen in der Medienwelt. Ähnlich wie schon der Kurznachrichtendienst X von Elon Musk hat nun auch Mark Zuckerberg, CEO von Meta und den damit angebundenen Diensten wie Facebook, Instagram und Threads, angekündigt, zukünftig Faktenchecks in den eigenen sozialen Netzwerken durch sogenannte Community Notes zu ersetzen.

In vielen sozialen Netzwerken sind Faktenchecks unabkömmlich, um Misinformation entgegenzuwirken. Unabhängige weltweite Redaktionen sorgten auch in der Vergangenheit bei Facebook, Instagram und Threads dafür, Falschinformationen zu kennzeichnen. In Zukunft wird in den Meta-Netzwerken Schluss damit sein: Künftig sollen statt Profis die eigenen Nutzer und Nutzerinnen Misinformation mit sogenannten Community Notes kennzeichnen. Katharina Nocun, Autorin und Expertin für Verschwörungsdenken, erklärt dazu (via ZDFheute):


„Gerade bei akuten Krisen oder im Kontext von Kriegen ist die Arbeit professioneller Redaktionen essentiell, um die Verbreitung von Desinformation einzudämmen. Wenn Meta sich zukünftig an X orientiert und den professionellen Faktencheck durch ein System ersetzt, in dem Nutzer und Nutzerinnen darüber entscheiden, was als falsch oder irreführend markiert wird, spielt das den Verbreitern von Desinformation massiv in die Hände. […] Es ist geradezu tragisch, dass kurz vor Trumps Amtsantritt das 2016 eingeführte Faktchecking-Programm eingestampft wird – ausgerechnet in einer Zeit, in der es mehr denn je auf schnelle und zuverlässige Faktenchecks ankommt.“

Darüber hinaus will man auch Warnhinweise und sonstige Einschränkungen für nachgewiesene falsche Inhalte auf den Plattformen zurückschrauben, Restriktionen für Hassrede werden in bestimmten Punkten aufgeweicht. Die in den USA geltenden Regeln gegen Hassrede wurden auch im Hinblick auf sexuelle Minderheiten aufgeweicht. „Wir erlauben Anschuldigungen psychischer Erkrankung oder Abnormalität mit Blick auf Gender oder sexuelle Orientierung (…)“, heißt es bei Meta.

Eher politische Signale als Produktverbesserungen?

Während einige Beobachter angeben, Community Notes seien auf der Plattform X durchaus erfolgreich und böten ein besseres Nutzererlebnis als externe Faktenchecks, sehen Kritiker in dieser Maßnahme eher politische Signale als Produktverbesserungen im Schritt von Meta. Dafür spricht auch die Tatsache, dass Meta plant, Teams für die Moderation von Inhalten aus dem als liberal geltenden Kalifornien in das konservative Texas zu verlagern. Meta hatte zudem in dieser Woche angekündigt, den Trump-nahen UFC (Ultimate Fighting Championship)-Chef Dana White in den eigenen Aufsichtsrat aufzunehmen.

Bislang sind die Änderungen der Richtlinien nur für die USA angekündigt worden. In der deutschen Fassung sind Faktenchecks noch Bestandteil der Meta-Richtlinie. Es ist aber laut Katharina Nocun davon auszugehen, dass es über kurz oder lang auch Auswirkungen auf Deutschland geben werde, die auch die Durchsetzung des Digital Services Acts der EU betreffen könnten.



“Zuckerberg hat in seinem Statement gegen europäische Gesetzesvorgaben ausgeteilt, die er als Einschränkung der Meinungsfreiheit darstellt. Die EU-Kommission bemängelt seit Jahren, dass Meta nicht genug gegen die Verbreitung von Hass und Desinformation unternimmt.“

Möglich sei, dass sich Meta zusammen mit Elon Musks X-Plattform gegen den Digital Services Act wenden werde. Die EU-Kommission hat bereits auf den Vorstoß von Meta mit einer Stellungnahme reagiert und kündigte an, dass man Geldstrafen, die bis zu sechs Prozent des weltweiten Umsatzes einer solchen Plattform ausmachen könnten, erlassen werde, sollten sich die Plattformen nicht an das Gesetz über digitale Dienste halten.

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Kommentare 9 Antworten

  1. Zensur war niemals gut. Es fängt meistens mit guten Gründen an und endet immer in den letzten Mist. 1000 Mal bereits versucht und bisher sind alle gescheitert.

    1. Ein Faktencheck hat nichts mit Zensur zu tun, es soll schlicht die Wahrheit sein und nicht Fakenews.

      Über trieben gesagt m, wenn behauptet wird Putin und Trump haben ein homoerotisches Verhältnis soll dass vorher mit Fakten auch belegt sein und nicht einfach so als die Wahrheit dargestellt werden.

      1. Es klingt alles logisch. Es sollte jedoch jedem klar sein, dass es unmöglich, dass dieser Faktencheck für Propagandazwecke missbraucht wird. Es ist einfach wie gemacht dafür. Es ist nur in der Theorie möglich, dass dies funktioniert. In der Realität sind Faktenchecks ebenfalls gefährlich, weil dieser weiterhin von Menschen betrieben wird. Und KI wird in den nächsten Jahrzehnten ebenfalls noch nicht so weit sein.

        1. Die KIs lernen aus dem Internet, weshalb gerade FakeNews hoch problematisch sind.
          Wie es wohl Musk, Zuckerberg, Trump oder dergl. finden, wenn man den KIs ein paar unschöne FakeNews über sie beibringen würde?

  2. Das wird spannend… Normalerweise lasse ich kein gutes Haar an der EU. Aber jetzt können sie mal zeigen ob sie „Eier“ haben und sich auf die Machtprobe mit Zuckerberg und Trump einlassen und die Gutmenschendenke durchdrücken können. Auch in Form von Geldstrafen. Ich glaube aber, die EU wird den Schwanz einziehen. Letztlich auch weil dann die EU Parlamentarier-Konten auf allen Meta-Plattformen gekillt werden. Das wird spannend… und in der Welt immer ungemütlicher. Bin ich froh, daß ich die traumhaften 70-er und 80-er erleben durfte als ich jung war.
    PS: Nein, ich meine nicht, daß damals alles besser war… wir hatten die atomare Drohung der Russen (ach ja, das kommt ja gerade wieder) und telefonieren ging nur mit langem Kabel unter dem Gemecker der Mama wegen 20 Pfg. pro Minute (und das war viel), aber wir hatten keinen Trump, keine AfD, kein X und vor allem nicht Christian Lindner. Na ja… es war doch ganz gut damals 😅

    1. Die EU sind nicht „sie“ oder „die“, sondern WIR. Und Du kannst es gern besser machen, falls alle anderen den Schwanz einziehen (um dich zu zitieren). Das nennt man dann Verantwortung übernehmen, anstatt Telegram nachzuplappern….

    2. Was soll EU gegen Trump machen? USA ist momentan deutlich mächtiger als die EU und das auf allen Belangen. Trump hat als US-Präsident verdammt gute Hebel gegen die EU. Es ist nicht wie seine erste Amtszeit. Auch damals war USA mächtiger als EU, aber es war relativ ausgeglichen. Jetzt sind das keine Konkurrenten auf Augenhöhe mehr. EU hat sich in den letzten Jahren verdammt stark runtergewirtschaftet. Ich würde jetzt nicht unbedingt die Eier zeigen. Das ist verantwortungslos. Gegen Meta kein Problem. Dann geht Meta halt. Das wäre für Zuckerberg kein großer Verlust und bei uns würden sich auch einige freuen. WhatsApp würde schmerzen, diese Lücke wird aber schnell jemand anderer füllen. Hier kann man ruhig Eier zeigen. Bei Trump wäre ich sehr vorsichtig. Er liebt es Eier zu zeigen. Provozier den Mann und er wird auch Eier zeigen. Und es wäre kein Kampf unter Gleichstarken.

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