Wer kennt es nicht? Man sitzt in der Kneipe, im Büro bei der Arbeit oder nimmt an einer Familienfeier teil – und an irgendeinem Punkt wirft irgendjemand pauschalisierende, beleidigende oder gar menschenverachtende Parolen in den Raum. „Arbeitslose sind doch alle Sozialschmarotzer“, „Sowas hätte es früher nicht gegeben!“ oder „Unsere Kinder werden verschwult“ sind nur einige dieser Beispiele. Oft ärgert man sich im Nachhinein, in der Situation nicht angemessen reagiert und mit passenden Kontern reagiert zu haben – insbesondere, wenn eine Parole nach der nächsten folgt.
Mit der App KonterBUNT (App Store-Link) die von der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung kostenlos für iPhones und iPads im deutschen App Store angeboten wird, kann man genau diese Konter üben und eskalierende Situationen oder Gesprächsthemen sachlich angehen. KonterBUNT ist rund 257 MB groß und benötigt zur Installation mindestens iOS 12.0 bzw. iPadOS 12.0 oder neuer. Auch ein Download auf den Mac ist ab macOS 11.0 sowie auf die Apple Vision Pro-Datenbrille ab visionOS 1.0 möglich. Alle Inhalte stehen in deutscher Sprache bereit.
Laut eigener Aussage auf der KonterBUNT-Website möchte die Anwendung „zielführende Antwort- und auch Nachfragetechniken, um das Gegenüber zur Selbstreflexion zu bringen, [liefern]. Mit einem selbst zu gestaltenden Avatar betreten die Spielerinnen und Spieler öffentliche Orte, an denen ‚Wutbürger‘ ihr Halbwissen zum Besten geben, und wählen aus verschiedenen klügeren und deeskalierenden Antwortmöglichkeiten aus, um populistische Meinungen in die Schranken zu weisen. Eine intelligente App für eine aktiv gelebte Demokratie und Debattenkultur.“
Die in einer kleinen virtuellen Karte vermerkten verschiedenen Stationen im öffentlichen Raum behandeln jeweils ein Thema, das oft für populistische Aussagen, Beleidigungen und menschenverachtende Hetze sorgt. So gibt es Situationen, in denen man beispielsweise mit Sexismus, Antisemitismus, Klassismus, Ableismus oder Rassismus konfrontiert wird und in insgesamt drei Spielrunden durch eine Multiple-Choice-Auswahl mit Fakten und kluger Gesprächstaktik deeskalierend wirken soll.
Der Boss-Gegner: Die Familienfeier
Während dies in den ersten Runden noch einigermaßen gut zu bewältigen ist, obwohl im Hintergrund ein Timer läuft, geht es in den letzten der insgesamt neun Stationen richtig zur Sache. Nicht nur wird das Gegenüber emotional, auch hat man beim großen Boss-Gegner, der Familienfeier, nur eine sehr begrenzte Zeit, um die Lage zu entschärfen. Allgemein lassen sich die neun Level aber in kurzer Zeit gut durchspielen und halten zum Ende auch praktische Tipps zum Umgang mit Stammtischparolen und Co. bereit.
Neben dem spielerischen Ansatz verfolgt KonterBUNT auch noch informative Zwecke: So gibt es in der App auch noch ein sogenanntes „Parolenverzeichnis“, in dem die häufigsten acht Themen und ihre Aussagen gebündelt versammelt sind. Zu jeder der Parolen gibt es dann hilfreiche Infos und Fakten, um selbige entschärfen und ihnen sachlich begegnen zu können. Und im Bereich „Strategieguide“ bekommt man – der Name deutet es bereits an – passende Strategien zur Gesprächsführung angeboten, darunter beispielsweise ein gezieltes Nachfragen, der Verzicht auf Belehrungen, die eigene Positionierung, Gesprächsregeln herstellen, das „Die“ auflösen und vieles mehr.
Denn: Ein rassistischer Spruch auf der Familienfeier, ein sexistischer Witz auf dem Schulhof oder eine abfällige Bemerkung über Geflüchtete in der Kneipe fallen schnell – und wenn man etwas entgegnen möchte, ist die Situation auch schon vorbei. Je besser man sich daher auf solche Situationen vorbereitet, desto leichter fällt es, in solchen Momenten zu kontern. Falls also Onkel Manfred bei der nächsten Familienfeier wieder davon schwadroniert, dass Frauen an den Herd gehören, ist man gewappnet und kann ihm mit Fakten und sachlicher Gesprächsführung begegnen.
Kommentarfunktion gesperrt?
Offenbar nicht 😉
Für alle, die selbst nicht denken können? Oder wer benötigt vorgefertigte Antworten auf kritische oder beleidigende Kommentare?
@luzerns: Wieso? Betreutes Denken ist doch jetzt voll angesagt. Es gibt für alles eine App. Eigenes Denken völlig überflüssig.
Ganz wie es die aktuelle Politik will…
Genau.
Für alle die nicht Wortgewandt sind und nicht selber Argumentieren können.
Auch wird nur wieder ein typisches „Feindbild“ gezeigt. Diverse tun sich aber auch schwer wenn sie mit Veganern oder der letzten Generation Diskutieren müssen und da kommen auch sehr oft gefährliches Halbwissen als Argumente.
Stimmt, von Veganern und der letzten Degeneration kommen sehr oft gefährliches Halbwissen. Das bekommen nicht nur Diverse zu spüren.
Mit Diverse habe ich nun nicht die ganzen anderen Genders gemeint, sondern einfach alle Leute Mensch die sich auf eine Diskussion mit denen einlassen.
Du könntest spielerisch herausfinden, wie du blöden Sprüchen oder dummen Vorurteilen argumentativ entgegentrittst, ohne (!) dass die Diskussion darüber eskaliert. Wenn ich die Kommentarspalten in Social Media überfliege, dann erkenne ich bei vielen einen Bedarf nach entsprechendem Coaching. Kaum jemand kann dort ironiefrei und ohne beleidigend zu werden eine Diskussion dicht am Thema führen. „selbst (…) denken können“ und Diskussionskultur bedingen einander nicht.
Die Idee ist gut, aber die Textvorschläge sind teils etwas hölzern. Die Entwickler sollten lieber einen Chatbot integrieren und die Wortwechsel länger hin und her gehen lassen.
„Ja, aber China…“
Meine Leseempfehlung Jan Hegenberg „Klima Bullshit Bingo“.
https://books.apple.com/de/book/klima-b-t-bingo-spiegel-bestseller/id6473629253
Welches Feindbild?
Bei mir kamen so Thesen wie 2frauen an den Herd“
da frag ich mich dann schon, wer der Feind ist… wohl eher die Person, die diese altbackene 60er Jahre sch… vertritt…
Ich werde mir diese, sicher mit reichlich Steuergeld finanzierte, Staatspropaganda-App für betreutes Denken auf jeden Fall installieren. Gleich, nach dem ich mir das Gehirn mit einem rostigen Kaffeelöffel aus dem Schädel gekratzt habe.
Staatspropaganda?
Wusste gar nicht, dass Du armer Bürger in Russland wohnst?! Oder bist Du einfach nur einer, der über Dinge schreibt, die er nicht so ganz verstanden hat (aber vorher von Populisten auf zB Telegram gelesen hat)?
Armes, blindes Tagesschau-Schaf.
Dafür werden tatsächlich Steuergelder verwendet? Wie wärs denn mal mit einer App für Regierungsmitglieder mit Grundlagen der Wirtschaftspolitik? Damit wir nicht weiterhin das schlechtesteWirtschaftswachstum aller Industriestaaten haben.
@Rudi: Die jahrzehntelange Steigerung der Produktivität als Ziel unserer Wirtschaftspolitik hat zwei Generationen Wohlstand gebracht. Nett. Auf Dauer jedoch wird ein Wirtschaftssystem, welches auf grenzenloses Wachstum setzt, zunehmend zum Grund unserer Probleme, nicht zu deren Lösung. Ich sehe bei der amtierenden Bundesregierung insofern keinen Nachhilfebedarf in Volkswirtschaftslehre. Ich sehe vielmehr ein zunehmend mutloses Agieren der Politik, insbesondere vor dem Hintergrund einer in Teilen fantasielosen und bequemen Gesellschaft, die glaubt, Probleme von morgen mit Lösungen von gestern bewältigen zu können.
Upsi, jetzt haben wir uns beide etwas vom Ausgangsthema entfernt.
Ein Wirtschaftsminister der nicht weis was eine Insolvenz ist braucht keine Nachhilfe?
Ich bin zwar soweit bei dir dass es nicht ständig wachsen kann aber trotzdem hat gerade der Wirtschaftsminister viel Nachhilfe nötig.
@Ikke Nein, braucht er nicht. Marcel Fratzscher bestätigte, dass Habecks Aussage zu den Insolvenzen
zutreffend sei. Aber wer ist schon Marcel Fratzscher (die Auflösung steht unten)?
Insofern könnte man eher die Kompetenz einer dauererregten Kommentarspalte infrage stellen.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/diw-chef-marcel-fratzscher-habecks-aeusserung-zu-insolvenz-war-richtig-18301550.html
Ja wenn man nur nicht mehr Produziert ist man nicht insolvent, stimmt.
Wenn man aber Insolvent anmeldet wird man wohl bisschen mehr Probleme haben als das man nicht mehr produziert.
Die Frage damals an ihn war aber auch ob er mit einer Insolvenzwelle rechnet. Der erste Teil seiner Antwort hat gepasst „nein, er rechne nicht damit “ der Zweite teil war aber wieder typisch Poltisch „Ich kann mir vorstellen, dass bestimmte Branchen einfach erst mal aufhören zu produzieren“, auf eine klare Ja oder Nein Frage antwortet er offen und natürlich auch mit Dingen nach denen keiner gefragt hat.
Und ganz unabhängig davon, war es nicht die einzige Problematik in seiner Wirtschaftspolitik.
Und ganz unabhängig hat das so nicht nur irgendwelche Kommentarspalte so aufgefasst, sondern gefühlt die ganze Bevölkerung und als Kinderbuch Autor müsste er wissen wie man sich verständlich äußert.
Oh man ist das schlecht. Was diese App alles als populistisch ausgibt…😂😂😂😂
Staats-App halt.
War doch vorherzusehen.