Kabel sind gerade bei Kopfhörern ein oftmals lästiges Accessoire. Wie wäre es dann mit dem REVO Wireless von Jabra, der auf drahtlose Bluetooth- und NFC-Technik setzt?
Bluetooth-Kopfhörer sind in der Tat eine feine Sache, insbesondere, wenn man unterwegs ist und gut und gerne auf lästige Kabel verzichten kann. Auch wer sich unabhängig vom abzuspielenden Gerät frei bewegen will, setzt auf einen Kopfhörer mit Bluetooth-Verbindung.
Wir haben in diesem Genre den Jabra REVO Wireless ausfindig gemacht, der in drei verschiedenen Farbkombinationen erhältlich ist: Anthrazit/Orange, Weiß/Rot und Dunkelgrau/Weiß/Neongelb. Alle drei Varianten lassen sich derzeit zu Preisen zwischen 129,90 und 139,90 Euro bei Amazon erstehen (Amazon-Link).
Der Hersteller Jabra, ein Unternehmen mit Hauptsitz im dänischen Kopenhagen, hat sich seit der Gründung in den 1980er Jahren auf Headsets, vor allem für den Business-Anwender-Bereich, spezialisiert. Im Laufe der Jahre wurden weitere Produktkategorien zum Portfolio hinzugefügt, darunter portable Lautsprecher und Kopfhörer. Ein Beispiel der Wireless Headphones-Kategorie hat auch uns nun mit dem Jabra REVO Wireless in der anthrazit-orangenen Farbvariante erreicht, den wir in den vergangenen Wochen intensiv getestet haben.
Schon beim Auspacken des REVO Wireless fällt auf: Jabra ordnet den OnEar-Kopfhörer eindeutig ins Premium-Segment ein. Eine aus Acrylglas bestehende, sehr wertige Box hält neben dem Kopfhörer selbst auch noch einen kleinen Tragebeutel, eine Kurzanleitung sowie ein stoffummanteltes, etwa 1 m langes USB-auf-Micro-USB-Kabel zum Aufladen des REVO Wireless sowie ein ebenso verarbeitetes, optional nutzbares, ebenfalls ca. 1 m langes 3,5 mm-Klinkenkabel bereit. Letzteres verfügt über einen abgewinkelten Klinkenstecker und eine kleine One-Button-Bedieneinheit samt Mikrofon, und ist vor allem dafür gedacht, den Kopfhörer auch ohne geladenen Akku betreiben zu können.
A propos Akku: Das Aufladen über das mitgelieferte USB-Kabel dauert etwa 2-3 Stunden und sorgt dann laut Herstellerseite für eine Laufzeit des Kopfhörers von etwa 12 Stunden. In unserem Test konnten wir bei etwa 2/3 der maximalen Lautstärke aber auch noch ein wenig mehr Leistung aus dem REVO Wireless herauskitzeln. Mit im Lieferumfang enthalten ist außerdem ein Freischalt-Code für die Jabra Sound-App (App Store-Link), die kostenlos aus dem deutschen App Store geladen werden kann. Durch eine Kooperation des Unternehmens mit Dolby soll sich der Klang der Kopfhörer mit Hilfe der Music Player-Anwendung noch verbessern lassen. Entscheidende Unterschiede konnte ich allerdings bei meinen Tests nicht ausmachen. Praktisch ist aber die integrierte Equilizer-Funktion, mit der sich der Klang des REVO Wireless noch personalisieren lässt.
REVO Wireless: Stabil, aber nicht in Leichtbauweise konstruiert
Schaut man sich den Kopfhörer nach dem Auspacken genauer an, bemerkt man neben der wirklich erstklassigen Verarbeitung samt Aluminium-Rahmen, einklappbaren Stahlscharnieren, weichen Memory Foam-Kopfpolstern samt farblich abgesetzten Lautsprecherabdeckungen mit „left“ und „right“-Beschriftung und einem bruchfesten Überkopfbügel auch das nicht unerhebliche Gewicht. Zum einen zeugen die etwas mehr als 240 Gramm für eine hochwertige und robuste Verarbeitung, zum anderen geht ein hohes Gewicht oft auch zu Lasten des Tragekomforts.
Bei meinen zahlreichen Versuchen mit dem Jabra REVO Wireless fiel mir hinsichtlich des Tragekomforts vor allem eins auf: Der Kopfhörer sitzt bequem, und auch mit gleichzeitiger Nutzung einer Brille konnte ich nach längerem Tragen keinen Druck am Kopf wahrnehmen. Ein großes Manko des Kopfhörers ist aber bedingt durch sein Gewicht: Trotz eines gummierten und daher rutschhemmenden Polstermaterials des Kopfbügels reichte in einigen Fällen schon ein leichtes nach vorne neigen des Kopfes, um den REVO Wireless langsam, aber sicher Richtung Stirn rutschen zu lassen. Auch viele Rezensenten bemängeln genau diese Gegebenheit. Beim Musikhören im Bett oder bei aufrechter Kopfhaltung sitzt der OnEar-Kopfhörer allerdings bequem und rutschfest. Auch einen Test auf dem Fahrrad bestand der REVO Wireless ohne Probleme – allerdings machten sich durch die offenen, leicht verwundenen Alubügel extreme Windgeräusche bemerkbar. Als Fazit bleibt daher festzuhalten: Für sportliche Outdoor-Aktivitäten ist der Kopfhörer nur bedingt geeignet, als Sofa- oder Heim-Gerät mit wenigen Kopfbewegungen allerdings bestens geeignet.
Einfache Kopplung per Bluetooth oder NFC
Bei der Bedienung des REVO Wireless haben sich die Hersteller einiges einfallen lassen. Nicht nur ist es möglich, neben einer Bluetooth-Kopplung auch eine NFC-Verbindung mit kompatiblen Devices herzustellen, indem das Gerät einfach an die Außenseite der linken Ohrmuschel gehalten wird, sondern für die komplett drahtlose Bedienung wurde an der rechten Ohrmuschel ein rundes, von Jabra als „Turntable“ bezeichnetes Steuerungselement angelegt. Mit kreisrunden Bewegungen, die man schon vom ClickWheel älterer iPods kennt, lässt sich die Lautstärke steuern. Ebenfalls möglich ist ein Vor- und Zurückspulen innerhalb eines Songs oder ein Skip zum nächsten Track. Im Telefonmodus – der REVO Wireless verfügt über ein integriertes Mikro im Kopfhörer – lässt sich mit diesem Button auch das Gespräch verwalten. Ganz einfach ist die Bedienung dieser Steuerung zu Beginn aber nicht: Zur Orientierung hilft ein Anfassen der Ohrmuschel mit der gesamten Hand, um ein besseres Gefühl für die Lage der Steuerungelemente zu bekommen.
Durch die fehlende NFC-Schnittstelle von iPhones, iPod Touch, iPads und Macs ist man bei Apple-Geräten auf die Bluetooth 3.0-Verbindung (inkl. AVRCP) des REVO Wireless angewiesen. Über einen kleinen Schieberegler unter der rechten Ohrmuschel lässt sich nach längerem Halten der Pairing-Modus einschalten, der auch akustisch quittiert wird. Auf diese Weise kann der Kopfhörer dann mit einem passenden Gerät verbunden werden und sollte in der Bluetooth-Liste des iDevices auftauchen. Neben meinem iPhone 5S und iPad 4 konnte ich den Kopfhörer auch mit meinem MacBook Pro (early 2011) kommunizieren lassen. Ein weiteres Testgerät, Windows Phone, ein Nokia Lumia 930, ließ sich ebenso problemlos per NFC koppeln. Die Reichweite betrug im Bluetooth-Modus mit angeschlossenem MacBook Pro mehr als 5 m und schloss eine Wiedergabe in einem durch eine Wand getrennten Nebenraum ohne Aussetzer ein.
Unterschiedlicher Klang von Album zu Album
Die Wiedergabe der abgespielten Tracks ist nach meinen Erfahrungen mit dem REVO Wireless eine Wissenschaft für sich. Im Laufe der letzten Wochen habe ich mich durch sämtliche Genres meiner iTunes-Match-Musikbibliothek gehört und dabei einige erstaunliche Entdeckungen gemacht. Der Klang des REVO Wireless ist ingesamt als überdurchschnittlich gut einzustufen, sowohl die Höhen, Mitten und Tiefen kommen differenziert im Ohr an, wenn auch beizeiten mit etwas zu viel Akzent auf den Bassbereich. Witzigerweise machte es auch kaum einen Unterschied, ob man den Kopfhörer drahtlos über Bluetooth oder mit dem beiliegenden Klinkenkabel betrieb. Oft wird bei Bluetooth-Headphones der mangelhafte und undifferenzierte Klang im Vergleich zur kabelgebundenen Wiedergabe kritisiert – dies ist beim REVO Wireless definitiv nicht der Fall.
Nichts desto trotz habe ich nicht von Genre zu Genre, sondern teils von Album zu Album extrem unterschiedliche Klangerlebnisse ausmachen können. Sicherlich ist es richtig, dass Bands ihre Alben unterschiedlich abmischen, trotzdem wirkte beispielsweise beim neuen Coldplay-Album „Ghost Stories“ der Bass so extrem übersteuert, dass man geneigt war, in den Equilizer-Einstellungen zu „Weniger Bass“ zu tendieren. Das „Mylo Xyloto“-Album der englischen Band allerdings wies diese Übersteuerung nicht auf. Überrascht war ich hingegen von der feinen Umsetzung anspruchsvoller Genres wie Klassik, Folk und Jazz. Hier hielt sich der Bass dezent im Hintergrund und sorgte so für eine dem Preis angemessene hochwertige Wiedergabe.
Eine Erklärung für diese doch sehr unterschiedlichen Erfahrungen beim Abspielen von Musik konnte ich bisher nicht ausfindig machen. Einige Tracks klangen daher extrem gut, kraftvoll und gut ausgesteuert, andere fast schon dumpf und wenig differenziert. Generell gilt aber weiterhin festzuhalten: Ein Kopfhörer für absolute Audiophile ist der REVO Wireless nicht. Er richtet sich aufgrund seines Klangbildes eher an den gemeinen Endkonsumenten, der einen relativ ausgewogenen Sound mit Tendenzen zu kräftigeren Bässen hat. „Radioactive“ von den Imagine Dragons beispielsweise pustet dem Hörer ordentlich durch die Ohren und lässt das Hirn vibrieren, „Jive Talkin’“ von den Bee Gees klingt gehaltvoll und groovy, und Ludovico Einaudis „Life“ verursacht dank brilliant-zurückhaltender, aber nicht klirrender Höhen der Violinen Gänsehaut.
Insgesamt fällt das Fazit des REVO Wireless daher positiv aus: Eine robuste, hochwertige Verarbeitung, ein modernes Design und lange Akkulaufzeiten machen den Kopfhörer zu einem langlebigen Begleiter für viele Lebenslagen. Lediglich das relativ hohe Gewicht und eine bisweilen launige Musikwiedergabe sorgen für kleine Abstriche in der Gesamtnote. Nichts desto trotz bekommen auch anspruchsvollere Nutzer, die Wert auf einen stabilen, langlebigen Consumer-Kopfhörer mit überdurchschnittlich entwickeltem Klangbild legen, ein brauchbares Gerät mit vielen positiven Eigenschaften.
Würdet ihr den Revo Wireless klanglich über dem Beats Solo HD anordnen oder eher darunter, beide haben ja die gleiche Bauweise.