Ein narratives Abenteuer der ganz besonderen Art ist das neue Spiel Far From Noise.
Far From Noise (App Store-Link) wurde vor etwa einer Woche im deutschen App Store veröffentlicht und steht dort zum Preis von 3,49 Euro zum Download für iPhones und iPads bereit. Die Universal-App für iPhone und iPad ist 290 MB groß, benötigt iOS 9.0 oder neuer, und kann bisher in englischer Sprache absolviert werden.
Bedingt durch die Tatsache, dass es sich bei Far From Noise um eine erzählerische Geschichte handelt, ein Text-Abenteuer mit viel Dialog-Material bzw. in diesem Fall Selbstgesprächen, sollte man über fortgeschrittene Englischkenntnisse verfügen, um der Story komplett folgen zu können. Die Geschichte dreht sich um eine in ein altes Auto eingeschlossene Person, die nach einem Motorschaden über dem Rand einer hohen Klippe am Meer baumelt, unfähig, das Fahrzeug zu verlassen.
Bedingt durch diese scheinbar ausweglose Situation erlebt der Nutzer von Far From Noise die Gedanken der fluchtunfähigen Person mit und begleitet sie zudem im Verlauf des Tages mit entsprechenden Lichtstimmungen und bei Begegnungen mit Tieren wie Eichhörnchen, Vögeln oder einem Hirsch. „Beginne, deine Gründe zu finden, warum du hier draußen bist, deine Beziehung zur Welt, zu Leben und Tod, und ob du den nächsten Morgen noch erleben wirst“, so heißt es von Seiten der Entwickler des Spiels.
Wenig Abwechslung und belanglose Gedanken
Selbige berichten auch von verschiedenen Enden der Geschichte, basierend auf den Entscheidungen, die der Spieler in den meist zwei zur Auswahl stehenden möglichen Antworten trifft. Sonderlich spannend ist das Gameplay allerdings zugegebenermaßen nicht – auf Far From Noise muss man sich willentlich einlassen, um dieses Spiel genießen zu können. Die Gedanken des oder der ProtagonistIn sind kurz, knapp und beizeiten ungewöhnlich sehnsuchtsvoll, dann wiederum verzweifelt und zynisch.
Auch wenn die Aussagen der Hauptfigur wohl die Situation samt damit einher gehendem Gefühlschaos widerspiegeln sollen, kam zumindest bei mir keine Stimmung oder Empathie für den Auto-Insassen auf. Man tippt sich von Sprechblase zu Sprechblase, immer im gleichen Bildausschnitt, muss sich für eine der Aussagen entscheiden, und bekommt kurz darauf die nächste, die noch belangloser erscheint als die vorherige. Schon nach kurzer Zeit habe ich mich bereits gefragt, ob die Highlights dieses Spiels nun im langsamen Sonnenuntergang oder in der Begegnung mit einem Eichhörnchen (Zuschauen? Oder mit der Hupe verjagen?) zu suchen sind.
Als meditatives Element kann Far From Noise daher vielleicht interessant sein, aber als Text-Abenteuer fehlt hier leider jegliche Spannung und Abwechslung. Möglicherweise ist aber genau das, was der Entwickler mit diesem Werk auch ausdrücken will: Die Gedanken eines Menschen, der zwischen Leben und Tod schwebt, die plötzliche Erkenntnis über die Schönheit der Natur, die sonst unbemerkt blieb, philosophische oder eben auch pessimistische, verwirrende Überlegungen, an denen der Spieler ungefragt als stiller Beobachter teilhaben kann.