Bereits vor einigen Monaten hat EcoFlow die neue Delta Pro 3 in den USA auf den Markt gebracht. Seit September kann man die Powerstation mit der enormen Kapazität von 4.096 Wattstunden auch in Deutschland kaufen. Direkt beim Hersteller oder auch bei Amazon könnt ihr das für 3.299 Euro tun. Viel mehr Sinn macht aber die Anschaffung im Bundle.
Pro
- absolut leistungsstark
- sehr leise
- für Balkonkraftwerke geeignet
Kontra
- bisher ohne Automationen
- hohes Gewicht
Zusammen mit einem PowerStream-Wechselrichter wird aus der Powerstation ein Speicher für ein Balkonkraftwerk, damit profitiert ihr vom reduzierten Mehrwertsteuersatz. Der Preis sinkt so mal eben auf „nur“ noch 2.891 Euro (Amazon-Link) und ihr habt gleich noch mehr Möglichkeiten – selbst wenn ihr die Powerstation nicht als klassisches Balkonkraftwerk nutzen möchtet. Aber immer der Reihe nach, ich möchte erst einmal einen Blick auf die wichtigsten technischen Spezifikationen legen.
Die wichtigsten technische Daten der Delta Pro 3
Die Kapazität von 4.096 Wattstunden habe ich eingangs schon erwähnt. Nutzen könnt ihr die gespeicherte Energie mit vier AC-Steckdosen, die sich ausnahmslos an der Front des Geräts befinden. Die maximale Ausgangsleistung liegt bei 4.000 Watt, kurzzeitig sind auch bis zu 8.000 Watt möglich. Das sind für Powerstations schon extrem hohe Werte, im Prinzip kann hier jedes elektrisches Gerät betrieben werden, dass ihr auch im Haushalt an eine Steckdose anschließen könnt.
Darüber hinaus bietet die Delta Pro 3 die folgenden Ausgänge:
- 2× USB-C mit maximal 100 Watt
- 2× USB-A mit 18 Watt
- 1× DC5521 mit maximal 5 Ampere
- 1× Anderson mit maximal 30 Ampere
- 1x Remote Anschluss
Und natürlich muss die Energie auch wieder irgendwie reinkommen. Das funktioniert genau wie beim Vorgänger über einen AC-Eingang mit maximal 2.900 Watt, über einen Anschluss für Elektroautos mit bis zu 4.000 Watt oder auch über Solarenergie. Und hier gibt es direkt die erste große Verbesserung im Vergleich zum Vorgänger.
Die Delta Pro 3 verfügt nicht mehr nur über einen, sondern gleich über zwei Solareingänge. Zum bekannten Port mit bis zu 150 Volt und 15 Ampere (maximal 1.600 Watt) gesellt sich ein zweiter Eingang mit bis zu 1.000 Watt.
Viel bewegt werden will die Delta Pro 3 übrigens nicht, schließlich bringt sie mehr als 50 Kilogramm auf die Waage. Nicht umsonst sind Rollen und ein ausziehbarer Griff verbaut, so dass man die Powerstation wie einen Koffer ziehen kann – zumindest auf befestigtem Untergrund.
Mit dem PowerStream-Wechselrichter als Balkonkraftwerk nutzen
Wenn die Delta Pro 3 bei euch Zuhause steht, könnt ihr sie wunderbar als Speicher für ein Balkonkraftwerk nutzen. Das geht in Verbindung mit dem PowerStream-Wechselrichter von EcoFlow wirklich spielend einfach. Zwei Solarmodule können direkt am PowerStream angeschlossen werden, alle weiteren an der Delta Pro 3. Natürlich immer im Hinterkopf: Die mittlerweile geltende Begrenzung von maximal 2.000 Watt Solarleistung.
Zwei Dinge möchte ich euch rund um das PowerStream-System mit auf den Weg geben. Das Verbindungskabel zwischen Wechselrichter und Powerstation lässt maximal 600 Watt durch. Das bedeutet: Die maximal erlaubten 800 Watt könnt ihr nur dann ins Hausnetz einspeisen, wenn mindestens 200 Watt Solarleistung am PowerStream anliegen. Das ist ein kleiner Flaschenhals, der gerade in der Nacht für begrenzte Leistung sorgt.
Die Ausgangsleistung des Wechselrichters kann mittlerweile aber in Echtzeit auf euren aktuellen Hausverbrauch angepasst werden. EcoFlow bietet dafür eine Unterstützung für einen Shelly Energy Meter oder auch eine einfache Lösung zum Nachrüsten, den Tibber Pulse. Falls ihr über euer Balkonkraftwerk hinaus Solarenergie erzeugen wollt, bietet EcoFlow neben dem PowerStream-System auch das große PowerOcean-System, zu dem ihr über diesen Link gelangt.
Die maximale Leistung als Off-Grid-Lösung nutzen
Wenn ihr das maximale Potenzial der Delta 3 Pro von EcoFlow nutzen möchtet, dann setzt ihr sie als sogenannten Off-Grid-Lösung ein. Ihr verzichtet auf eine Verbindung zum Hausnetz und baut stattdessen eine Insellösung auf, bei der ihr eure elektrischen Geräte direkt an die Powerstation anschließt. Das hat einen großen Vorteil: Es gibt keine gesetzlichen Begrenzungen der maximalen Solarleistung.
An der Delta Pro 3 könnt ihr problemlos fünf große Solarmodule anschließen, achtet hier genau auf die technischen Spezifikationen der Anschlüsse. Mit Parallel-Schaltung sind sogar noch mehr Module drin, um die Leistung bei schlechten Wetterbedingungen zu verbessern. Beschäftigt euch dazu aber bitte vorher intensiv mit dem Thema, um Schäden an der Powerstation zu vermeiden.
Direkt an der Powerstation seid ihr zudem auch nicht auf die maximale Ausgangsleistung von 800 Watt begrenzt. Spülmaschine, Waschmaschine oder sogar ein Elektroauto können so mit Strom versorgt werden. Wobei das natürlich auch während der Nutzung mit einem PowerStream-Wechselrichter möglich ist.
Mit den vier Kilowattstunden kann man jedenfalls so einiges anstellen. Mein großer Kühlschrank verbraucht etwa 1 Kilowattstunde pro Tag, selbst bei einem zusätzlichen Einsatz von Trockner und Waschmaschine hat man immer noch etwas Luft.
Speicher kann auf bis zu 12 Kilowattstunden erweitert werden
Und falls euch die 4.096 Wattstunden nicht reichen, ist das auch kein Problem. Der Speicher der Delta Pro 3 kann mit zwei Zusatz-Akkus auf bis zu 12 Kilowattstunden ausgebaut werden. Das ist dann schon wirklich sehr beeindruckend und würde schon fast dazu ausreichen, meinen Plug-in-Hybrid komplett aufzuladen. So wären, direkt aus dem Akku, rund 50 rein elektrische Auto-Kilometer möglich.
Die Zusatz-Akkus sind übrigens deutlich kompakter und eleganter gestaltet, als er noch bei der vorherigen Delta Pro der Fall war. Bei der neuen Generation können die Zusatz-Akkus einfach auf der Powerstation gestapelt werden, was natürlich eine deutlich platzsparende Option ist.
Die Delta Pro 3 versorgt mein Home Office mit Energie
Ich habe lange überlegt, wie ich die Delta Pro 3 bei mir Zuhause nutzen kann. Ich setze sie tatsächlich als Off-Grid-Lösung ein. Die Powerstation steht unter meinem Schreibtisch und wird bisher von einem Solarmodul aufgeladen. Allerdings muss ich auch eingestehen, dass sie sich aktuell noch ein wenig langweilt.
Immerhin verbraucht mein „Schreibtisch“ nicht sonderlich viel Energie. Der Mac mini ist mehr als sparsam, dazu gesellen sich ein 32-Zoll-Monitor, ein Eero-Router, ein Sonos Move und ein Philips Hue Play Gradient Lightstrip hinter dem Monitor. So komme ich je nach Helligkeit im Betrieb auf 50 bis 100 Watt. Da langweilt sich die Delta Pro 3 schon ein wenig.
Das soll ich aber nächstes Jahr ändern. Dann nämlich will ich ein leistungsstarkes Klimagerät, ich liebäugele mit der Midea PortaSplit, an der Delta Pro 3 betreiben. Wenn es warm ist und die Klimaanlage arbeiten muss, gibt es ja üblicherweise auch genug Solarenergie. Gegebenenfalls werde ich dann noch mal ein oder zwei zusätzliche Solarmodule installieren, die sind ja mittlerweile nicht mehr so teuer.
An meinem aktuellen Schreibtisch-Setup stört mich nur ein kleiner Punkt: Sämtliche Ausgänge sind auf der Vorderseite der Delta Pro 3 untergebracht. Das ist natürlich praktisch, da man sie so schnell erreichen kann. Für eine dauerhafte Lösung ist das aber vielleicht nicht ganz optimal, ich muss das Netzkabel meiner Mehrfachsteckdose um die Powerstation herum führen. Ich hätte mir zumindest einen Teil der Ausgangsanschlüsse an der Rückseite gewünscht.
Die Lautstärke ist eine der großen Pluspunkte
Bei einer anderen Sache macht die Delta Pro 3 dagegen eine herausragende Figur: Die Geräuschkulisse. Bis zu einer Leistung von rund 1.150 Watt ist die Powerstation flüsterleise. Erst danach ist sie zu hören, selbst bei einer Leistung von 2.000 Watt fällt der Pegel mit 30 Dezibel immer noch sehr gering aus. Der Vorgänger war hier mit 45 Dezibel gefühlt mehr als doppelt so laut.
Wenn man sie nicht mit Volllast laufen lässt, kann die Delta Pro 3 aufgrund der geringen Lautstärke problemlos in einem Wohnraum stehen, ohne zu stören. Abgesehen natürlich von der Tatsache, dass es nun mal keine kleine Powerstation ist.
Leider bisher keine Automationen möglich
Bei der Nutzung mit der EcoFlow-App, die für die Delta Pro 3 ein schickes neues Interface erhalten hat, ist mir leider ein Punkt aufgefallen: Ausgerechnet das Top-Modell von EcoFlow hat bisher noch keine Unterstützung für Automationen erhalten.
An meinem Schreibtisch würde ich die Powerstation nämlich gerne in Abhängigkeit des Gerätestatus laden. Sprich: Fällt die verbleibende Akku-Kapazität auf unter 10 Prozent, dann soll automatisch eine Aufladung per AC erfolgen. Energetisch ist das sicherlich nicht optimal, so wäre aber sichergestellt, dass die Powerstation im laufenden Betrieb nicht einfach ausgeht.
Mit anderen Modellen von EcoFlow, wie etwa der Delta 2 Max, ist das kein Problem. Mittlerweile kann man hier etliche spannende Sachen einstellen, insbesondere bei der Nutzung als Balkonkraftwerk. So könnten ab einer gewissen Solarleistung oder einem gewissen Füllstatus beispielsweise besonders hungrige Elektro-Geräte eingeschaltet werden, da ja ohnehin genug Strom vorhanden ist.
Ich hoffe, dass EcoFlow hier noch einmal nachbessert und die durchaus praktischen Automationen für die Delta Pro 3 aktiviert. Das hätte das Top-Modell aus dem eigenen Haus einfach verdient.
Das Fazit: Viel Leistung für viel Geld
Für mich besteht kein Zweifel daran, dass die Delta Pro 3 von EcoFlow zu den besten und leistungsfähigsten Powerstations auf dem Markt zählt. Neben den beeindruckenden Leistungsdaten haben mich vor allem die geringe Lautstärke und auch die schicke Optik überzeugt. Meinen größten Kritikpunkt rund um die fehlenden Automationen kann der Hersteller mit einem zukünftigen Software-Update beheben, wenn er denn will.
Bleibt am Ende der Preis von rund 3.000 Euro. Das ist natürlich schon eine Ansage. Wirklich sinnvoll ist eine Anschaffung aus meiner Sicht daher nur, wenn ihr die Delta Pro 3 langfristig und vor allem dauerhaft verwenden könnt und – auf welche Weise auch immer – etwas mit der maximalen Eingangs- und/oder Ausgangsleistung anfangen könnt.
Immer im Hinterkopf behalten solltet ihr dabei das Gewicht der Delta Pro 3. Mit 51,5 Kilogramm ist sie echt ein schwerer Brocken, den man nicht mal eben aus dem Keller nach oben trägt oder schnell in den Kofferraum einlädt.