Core Technology Fee: Apple nimmt grundlegende Änderungen vor

Keine Gebühr für kostenlos angebotene Apps

iPhone-Mockup des AltStores von Riley Testut

Mit der Öffnung des App Stores nach den Gesetzen des Digital Markets Acts (DMA) in der Europäischen Union hat Apple gleichzeitig auch eigene Regeln für Entwickler und Entwicklerinnen festgelegt, die ihre Apps für iOS außerhalb des App Stores anbieten wollen. Dazu gehört auch die sogenannte Core Technology Fee (CTF) in Höhe von 0,50 Euro, die pro Download einer extern angebotenen Anwendung für iOS fällig wird, wenn eine Million Downloads überschritten werden.

Schon nach der Ankündigung Apples sorgte die Core Technology Fee für große Kritik: Entwickler und Entwicklerinnen befürchten, dass sie die Gebühr potentiell in den Ruin treiben könnte, auch wenn sie nur eine kleine, kostenlose App anbieten wollen. Nun hat Apple offenbar die eigene Fehleinschätzung eingesehen und angekündigt, die Bedingungen für die Core Technology Fee zu ändern. Damit wird eine Lösung eingeführt, die verhindert, dass von kleinen Apps, die viele Downloads generieren, unangemessene Gebühren verlangt werden.


Erstens müssen unabhängige und kleine Entwickler bzw. Entwicklerinnen, die keinerlei Einnahmen erzielen, die CTF nicht bezahlen. Studenten, Hobbyisten und Entwickelnde von Freeware-Apps, die kostenlose Apps vertreiben und kein Geld verdienen, müssen die Gebühr nicht entrichten. Um diesen Status beizubehalten, dürfen die betreffenden Personen keine Einnahmen im oder aus dem App Store für ihr App-Produkt erzielen.

Entlastungen für kleinere Entwickler

Zweitens hat Apple einen dreijährigen Einführungsprozess für kleine Entwickler und Entwicklerinnen eingeführt, um die Befürchtung zu zerstreuen, dass die CTF zu unverschämten Gebühren für eine plötzlich erfolgreich gewordene App führen könnte. Der Dreijahreszeitraum beginnt, wenn die Person den neuen App Store-Geschäftsbedingungen zustimmt. Wenn eine App in dieser Zeit viral geht und die Schwelle von einer Million Installationen pro Jahr überschreitet, die die CTF auslöst, wird die CTF nicht erhoben, wenn weniger als 10 Millionen Euro an weltweiten Geschäftseinnahmen erwirtschaftet werden; danach wird die Gebühr reduziert. Das sind die neuen Regelungen:

  • Unter 10 Millionen Euro: Keine CTF während des Dreijahreszeitraums.
  • Zwischen 10 Millionen und 50 Millionen Euro: Die CTF muss gezahlt werden, ist aber auf eine Million Euro pro Jahr während des Dreijahreszeitraums begrenzt.
  • Über 50 Millionen Euro: Die Leistung ist nicht mehr verfügbar, und es muss der volle CTF gezahlt werden.
  • Nach drei Jahren: Die Entwickler zahlen für jede jährliche Erstinstallation nach der ersten Million Erstinstallationen pro Jahr.

Zu beachten gilt in diesem Zusammenhang, dass dieser Zeitraum nur für kleine Entwickler und Entwicklerinnen zur Verfügung steht, die zuvor nicht mehr als eine Million Erstinstallationen pro Jahr getätigt haben, und dass er auf der Grundlage des globalen Geschäftsumsatzes und nicht nur des App Store-Umsatzes berechnet wird.

AltStore-Entwickler Riley Testut begrüßt Apples Schritt

Tröt von Riley Testut zur CTF bei Mastodon

Bereits im März sprach AltStore-Entwickler Riley Testut auf einem Workshop zum Digital Markets Act mit Apple-Angestellten und fragte, was passieren würde, wenn ein junger Entwickler eine App auf den Markt brächte und unwissentlich Millionen an Gebühren kassieren würde. Testut stellte diese Frage, weil er als Highschool-Schüler GBA4iOS außerhalb des App Store veröffentlichte. Die App wurde unerwartet mehr als 10 Millionen Mal heruntergeladen, was ihn in den Ruin getrieben hätte, wenn er der Core Technology Fee unterlegen hätte. Kyle Andeers, Vizepräsident für Regulierungsrecht bei Apple, erklärte daraufhin, dass Apple an einer Lösung arbeite, da das Unternehmen nicht versuche, Innovationen zu unterdrücken. 

Testut, der seinen alternativen App-Marktplatz AltStore gegenwärtig zu einem Jahrespreis von 1,79 Euro über seine Website anbietet, sah sich aufgrund der bisherigen Apple-Regularien gezwungen, eine jährliche Abo-Gebühr für den AltStore zu verlangen, um mögliche Kosten, die durch die CTF entstehen würden, zu decken. Er zeigt sich bei Mastodon erfreut über die zukünftigen Änderungen.

„Das ist eine großartige Nachricht! Völlig kostenlose Apps zahlen keine CTF mehr, und Entwickler, die weniger als 10 Mio. €/Jahr verdienen (im Grunde alle Indie-Entwickler), haben jetzt einen Puffer von 3 Jahren, bevor die CTF-Rechnungen in Kraft treten – was ihnen Zeit gibt, sich anzupassen, falls eine ihrer Apps am Ende mehr als eine Million Downloads erhält.

Dies ist ein großer Schritt nach vorn und bedeutet vor allem, dass Indie-Entwickler alternative Marktplätze wie AltStore ausprobieren können, ohne Angst haben zu müssen, sofort bankrott zu gehen.“

Die Core Technology Fee gilt nur für Apps, die sich für die neuen App Store-Geschäftsbedingungen in der Europäischen Union entschieden haben. Apps in der EU können nun über alternative App Stores und Entwickler-Websites vertrieben werden, ohne auf den App Store angewiesen zu sein. Apple hat weitere Informationen zu den neuen Änderungen des CTF auf seiner aktualisierten CTF-Supportseite bereitgestellt.

Zuvor hatte Apple bereits angekündigt, auch den neuen Regularien des Digital Markets Acts für das iPad im vollen Umfang nachzukommen. Demnach wurde iPadOS ebenfalls als Gatekeeper eingestuft, so dass die EU eine Öffnung für Drittanbieter-Marktplätze gemäß des DMAs einfordert. Die Änderungen unter iPadOS sollen im Herbst dieses Jahres durch Apple erfolgen.

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Kommentare 7 Antworten

  1. Mit dem Modell gibt es zukünftig hoffentlich wieder mehr gute kostenlose Apps ohne in-App-Käufe. Ich erinnere mich da sehr gerne zurück an die ersten Jahre des AppStores.

  2. Somit könnte Riley Testut nun ja auch in Europa seinen Emulator Delta im AppStore veröffentlichen ?

    Oder habe ich da was falsch verstanden ?

  3. Nur für die ersten drei Jahre. Damit versucht Apple den Zeitraum zwischen den aktuellen Gerichten und den den zukünftigen Klagen in die Länge zu schieben, damit ihre Rechtsschutzversicherung nicht überlastet wird.

    Die Frage ist hier, ob EU das die ersten Jahre durchgehen lässt.

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