Mehr als 70.000 Menschen in Deutschland erleiden jährlich einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses, den bundesweit nur circa 10 Prozent der Betroffenen überleben. Damit ist der Herz-Kreislauf-Stillstand die dritthäufigste Todesursache. Jede Minute ohne Hilfe verringert sich die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10 Prozent. Laut dem Deutschen Rat für Wiederbelebung und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin könnten durch eine zügig eingeleitete Reanimation jedes Jahr mindestens 10.000 Menschen zusätzlich gerettet werden.
Ein aktueller Beitrag der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) und dem Südwestrundfunk (SWR) beleuchtet die Qualität der Notfallrettung in Deutschland und zeigt auf, dass die Überlebenschancen bei einem Herzstillstand stark von der regionalen Versorgung abhängen.
Der Rettungsdienst braucht im bundesweiten Durchschnitt knapp neun Minuten zum Notfallort. Überleben kann der menschliche Körper jedoch nur so lange, wie Sauerstoff im Blut zur Verfügung steht. Schon nach fünf Minuten treten irreparable Schäden im Gehirn auf, eine mögliche Folge ist das Wachkoma. Nach zehn Minuten ohne Sauerstoffzufuhr gilt ein Mensch als klinisch tot. Daher ist bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand die Zeit der entscheidende Faktor.
Ergänzung der Rettungskette: Ersthelfer-Alarmierung
Hier setzt seit mittlerweile zehn Jahren die Smartphone-basierte Ersthelfer-Alarmierung (SbEA) an, mit deren Hilfe nach Wahl des Notrufs 112 medizinisch qualifizierte Ersthelfende durch die Leitstelle über die GPS-Komponente ihrer Smartphones geortet und parallel zum Rettungsdienst alarmiert werden. Durch die örtliche Nähe können sie oft schneller als der Rettungsdienst am Einsatzort sein und bis zu dessen Eintreffen bereits lebensrettende Maßnahmen einleiten. Es handelt sich dabei um eine Ergänzung der Rettungskette, die keine Änderung an der etablierten Struktur des Rettungsdienstes bedeutet.
Die Funktions- und Wirkungsweise der Smartphone-basierten Ersthelfer-Alarmierung ist praktisch und wissenschaftlich erwiesen und steht für eine bundesweit einheitliche Einführung zur Verfügung. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist dabei allerdings auch die dauerhafte Motivation der freiwilligen Ersthelfenden als Fundament des Dienstes.
Um die Ersthelfenden koordinieren zu können, kommt eine Smartphone-App namens Mobile Retter (App Store-Link) zum Einsatz. Sie soll nach Wunsch des gleichnamigen gemeinnützigen Vereins bundesweit eingeführt und in den Rettungsdienst integriert werden, um bei Notfällen eine noch bessere Erstversorgung bieten zu können. Denn in längst nicht allen Regionen Deutschlands ist der Rettungsdienst mit einem standardisierten Notruf-Prozedere und Qualitätsmanagement ausgestattet, zudem wird nicht immer das Ziel von maximal acht Minuten bis zum Eintreffen eines Krankenwagens erreicht. Gerade in ländlicheren Gebieten lassen sich darüber hinaus geeignete Krankenhäuser zur Behandlung nicht in kürzester Zeit erreichen.
Wie es in der eigenen Gemeinde um die Ausstattung mit einem Ersthelfersystem und die generelle Qualität des Rettungsdienstes bestellt ist, kann auf der entsprechenden Website nach Eingabe des Wohnorts geprüft werden – in diesem Fall mit einem Fokus auf die Versorgung nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand. Sollte es in eurer Gemeinde bereits ein bestehendes Ersthelfersystem geben, überlegt gerne, ob ihr als ehrenamtlicher und qualifizierter Ersthelfer bzw. -helferin eure Hilfe anbieten wollt. Denn schließlich kann es jeden Menschen treffen, einmal selbst zu einem Notfall zu werden und kompetente Hilfe zu benötigen. Weitere Informationen zu Mobile Retter e.V. finden sich auf der Website des Vereins.
Total überflüssig… sobald der Notruf abgesetzt wurde, vergeude ich keine wertvolle Zeit damit, nach Hilfe zu suchen, wenn ich selbst helfen kann bis die Profis da sind…
Da hast du was falsch verstanden. Die Ersthelfer und -helferinnen werden automatisch vom Rettungsdienst mit alarmiert und sollen die Zeit bis zum Eintreffen des Krankenwagens überbrücken – gerade in kritischen Situationen wie einem Herz-Kreislauf-Stillstand, wenn jede Minute zählt.
Man sollte den gelesenen Text auch verstehen können. 🙄