Kollektives Aufatmen: 90-Tage-Limit für EU-Roaming soll komplett aufgehoben werden

Mit diesem Entwurf hatte sich die EU-Kommission keine keine Freunde gemacht: Die Abschaffung des EU-Roamings sollte auf 90 Tage beschränkt werden. Nun ruderte man zurück.

iPhone Stock Photo

Auch wir stellen euch immer wieder günstige Smartphone-Tarife vor, in denen oftmals EU-weite Leistungen integriert sind. Es ist aber auch ungemein praktisch, wenn man Freiminuten oder -SMS bzw. vorhandenes Datenvolumen grenzübergreifend in anderen EU-Ländern nutzen kann, ohne vor Ort eine eigene SIM-Karte kaufen oder teure Auslandsoptionen buchen muss.


Die Technik, die dahinter steht, ist das sogenannte Roaming (Engl. „to roam“ = herumwandern, -streunen) – also die Möglichkeit, sich in fremden Ländern mit dem Smartphone in entsprechenden Partner-Mobilfunknetze einwählen zu können. Bisher waren diese Dienste oftmals mit teuren Gebühren für abgehende Anrufe und das Surfen im mobilen Datennetzwerk verbunden, sofern man nicht über spezielle Tarifoptionen verfügte.

Nach einem Vorschlag der EU-Kommission sollten die Roaming-Gebühren ab dem nächsten Jahr der Vergangenheit angehören. Um jedoch Missbrauch durch die dauerhafte Nutzung von günstigen Tarifen aus dem Ausland vorzubeugen, hatte man zuletzt eine 90-tägige Roaming-Beschränkung innerhalb eines Jahres geplant. Mit diesem Zeitraum solle es insbesondere Reisenden trotzdem problemlos möglich sein, während ihrer zwischenzeitlichen Aufenthalte im EU-Ausland Roaming zu betreiben.

Nachdem diese Beschränkung jedoch von vielen Seiten zu massiver Kritik geführt hat, ruderte die zuständige EU-Kommission nun zurück und hat das 90-tägige Limit aufgehoben. „Wir haben entschieden, dass es keine täglichen Begrenzungen geben soll“, erklärte EU-Kommissar Andrus Ansip in Brüssel. Jedem Nutzer soll es ermöglicht werden, Roaming wie zuhause nutzen zu können.

Neues Roaming-System soll auf dem Wohnort basieren

Nichts desto trotz soll die Neuregelung der Auslands-Handykosten mit entsprechenden Mechanismen zur Missbrauchsvorbeugung versehen werden. Wie das Tech-Magazin t3n berichtet, soll „das neue System auf dem Wohnort oder einer festen Verbindung zu einem EU-Staat basieren. Dazu gehöre etwa, oft in dem EU-Staat anwesend zu sein, in dem der Mobilfunk-Provider ansässig ist.“

Bedingt durch sehr unterschiedliche Preisstrukturen in den einzelnen EU-Staaten – in denen Deutschland zu den teuersten Anbietern zählt – ließe sich theoretisch als Ire eine SIM-Karte aus Lettland bestellen, um von etwa sechsmal so günstigen Tarifen zu profitieren. Aber gerade diesem Vorgehen soll seitens der EU ein Riegel vorgeschoben werden. Günther Oettinger, seines Zeichens EU-Digitalkommissar, hofft dabei auf die Unterstützung der Telekommunikations-Provider. „Wenn jemand nachhaltig mit einer SIM-Karte telefoniert, ohne jemals am Ort dieses Gebührenmarktes zu sein, dann bekommt die Telekom-Company das Recht, ihn abzumahnen, ihn anzuhören, was die Gründe dafür sind.“ Urlaubs- oder Geschäftsreisen sollen aber von dieser Regelung und entsprechenden Roaming-Zuschlägen nicht betroffen sein.

Der finale Vorschlag der EU-Kommission soll allerdings erst im Dezember 2016 angenommen werden und voraussichtlich ab Mitte 2017 in Kraft treten. Ob die aktuelle Regelung einen tatsächlichen Missbrauch vorbeugen kann, zweifelt unter anderem der deutsche Digitalverband Bitkom an. „Der Vorschlag lässt großen Spielraum für Interpretationen und ist in dieser Form voraussichtlich technisch schwer umsetzbar“, so Bernhard Rohleder von Bitkom gegenüber t3n. Bis zur finalen Entscheidung und Umsetzung der Roaming-Neuregelung ist man demnach weiterhin mit entsprechenden Auslands-Optionen der Provider nicht schlecht beraten.

Foto: pexels.com

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Kommentare 5 Antworten

  1. Die 90 Tage Regelung fand ich jetzt nicht so kompliziert und verkehrt, das sind immerhin 3 Monate – welcher Otto normal Verbraucher ist denn solange nicht im Heimatland?
    Ich bin mindestens 2 mal in Jahr in Ausland und sollte jetzt mal wieder 35€/Woche für WLAN bezahlen. Die Daypass Pakete von congstar für 3€/100mb/Tag oder 10€/200mb/Woche sind auch witzlos, deshalb freue ich mich auf jede neue Regelung zum Thema Roaming, weil es dann endlich keinerlei Einschränkungen mit meinen normalen Vertrag bedeutet.

    1. Mit Vodafone Smartphone Special nutze ich Datenvolumen und Freieinheiten meines Tarifs europaweit wie in Deutschland.

      Davon abgesehen sollte der Markt einfach freigegeben werden. Wir wollen einen gemeinsamen Binnenmarkt in der EU. Wer am günstigsten ist, setzt sich dann eben durch. Alles andere sind Protektionismus und Scheinargumente von Lobbyisten, nachgeplappert von Politikern.

      1. Und die meisten gehören doch eh schon zur Telefonica wie o2, eplus, fonic, blau und weitere.

        Aber deinen Vertrag schau ich mir mal an, mit congstar bin ich ich mehr zufrieden, weil die im Gegensatz zu anderen Anbietern tatsächlich zu teuer sind was Preis/Leistung angeht.

      2. Richtig, also Deutsche sind dann wieder die Melkkühe von Europa. Wir tragen bei allem die höchsten Kosten. Richtig ist, daß in Deutschland auch die höchsten Löhne erzielbar sind oder waren, ABER, die europäischen Mitbewerber kommen mit ihren Mitarbeitern und arbeiten hier in Deutschland und BEHALTEN dann auch noch ALLE Vorteile, wenn sie mit ihren Handy(-verträgen) in Deutschland arbeiten und telefonieren und die einheimischen werden dann benachteiligt, weil sie feste Arbeitsplätze und feste Kostenstrukturen haben und NICHT in Lettland, Polen oder sonst wo auf Montage fahren. … ich denke, da ist eine Klage vor dem EuGH fällig gegen Benachteiligung von fest ansässigen EU-Bürgern in Deutschland gegenüber z.B. EU-Montagearbeitern und EU-Handlungsreisenden (Import-Export).
        So, – isch ´abe fertisch 😉

  2. Ich lebe in Österreich, hab aber meinen dt. Telekomvertrag mitgenommen. Meine Rechnungen kommen sogar an meine österr. Adresse. Bankeinzug geht zwar nicht, ich muss jeden Monat händisch überweisen, aber die Telekom hat sich nie quergestellt. Ich konnte auch einen zusätzlichen Vertrag auf die österr. Adresse abschließen. Gut, ich bin alle paar Tage im deutschen Netz (wohne in Grenznähe), aber die meiste Zeit doch im Roaming.

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