Kann ein YouTube-Video wirklich Flüssigkeit aus dem iPhone entfernen?

Kleiner Trick sorgt derzeit für Aufsehen

Geöffnetes iPhone zeigt interne Hardware

Ich wurde erst kürzlich mit einem Wasserschaden konfrontiert – zum Glück nicht bei meinem eigenen iPhone, sondern bei einem Android-Gerät innerhalb der Familie. Wasser war über den USB-C-Anschluss ins Smartphone gedrungen, und nichts ging mehr. Fön und Lagerung in Reis brachten keinen Erfolg: Schlussendlich war die betroffene Person so genervt, dass sie sich ein neues Gerät gekauft hat.

Möglicherweise hätte dem Problem mit einem simplen YouTube-Video begegnet werden können, das derzeit die Runde macht und für großes Aufsehen sorgt. Schon ganze 45 Millionen Views weist das YouTube-Video mit dem Titel „Sound To Remove Water From Phone Speaker (GUARANTEED)“ in den vier Jahren seit seinem Erscheinen auf.


Der Hintergrund: Die dort ausgegebenen Soundwellen sollen Flüssigkeit aus dem mobilen Lautsprecher entfernen. In dem zwei Minuten und sechs Sekunden langen Video wird ein tiefes, leises Summen von sich gegeben, das das Smartphone auf dem Tisch vibrieren lässt. Die gleichzeitig ausgegebene psychedelische Animation von gewirbeltem Buntglas ist dabei nur Dekoration.

Die zig Kommentare unter dem Video zeigen, dass vornehmlich Personen, die ihr iPhone oder Smartphone einer anderen Marke meist unabsichtlich Flüssigkeit ausgesetzt hat, häufig durch Benutzung des Geräts in einem feuchtwarmen Badezimmer beim Duschen. Und laut den Kommentaren scheint das Abspielen des Videos zu helfen.

The Verge testete iPhones, Google Pixel- und Nokia-Smartphone

Detailansicht eines kaputten iPhone-Displays mit kleinen Schraubendrehern

Das Team von The Verge ist dem besagten YouTube-Video auf den Grund gegangen und hat zu diesem Thema zunächst große Smartphone-Hersteller wie Apple, Google und Samsung zu ihrer Meinung befragt. Außer Hinweisen zu den Support-Seiten gab es keine hilfreichen Lösungen, aber „aber ein paar andere Leute, mit denen ich gesprochen habe, meinten, dass sie die Theorie für vernünftig genug hielten“, so David Pierce von The Verge, darunter Eric Freeman von Bose.

„Der tiefste Ton, den der Lautsprecher wiedergeben kann, bei der höchsten Lautstärke, die er abspielen kann: Dadurch wird die größte Luftbewegung erzeugt, die auf das im Telefon eingeschlossene Wasser drücken wird. Bei diesen YouTube-Videos geht es nicht um wirklich tiefe Bässe. Aber sie liegen im unteren Bereich dessen, was ein Handy an Ton erzeugen kann.“

Das beste Beispiel für ein solches Prinzip ist die Apple Watch, die über einen eingebauten Mechanismus zum Entfernen von Wasser aus dem Gerät verfügt, bei dem ein spezifischer oszillierender Ton ausgegeben wird, der das Wasser aus den Lautsprechergittern drückt.

In Zusammenarbeit mit iFixit hat The Verge verschiedene Smartphones mit der Video-Methode behandelt, darunter ein iPhone 13, ein Pixel 7 Pro, ein Pixel 3 und ein Nokia 7.1. Die Ergebnisse waren unterschiedlich: „Das Pixel 7 Pro war im Wesentlichen knochentrocken, das Nokia 7.1 war mehr oder weniger ruiniert, und das iPhone 13 und das Pixel 3 lagen irgendwo dazwischen“, so David Pierce von The Verge. Die Konklusion:

„Es funktioniert! Ein wenig. Während er [Chayton Ritter von iFixit, Anm.d.Red.] das Video auf jedem Telefon abspielte, nahm Ritter auch Nahaufnahmen des Lautsprechers auf jedem Telefon auf, und in jedem Fall stieß das Telefon sofort einen Schwall von Tropfen aus. Der Effekt hielt nicht lange an, aber es wurde eindeutig Wasser ausgestoßen, das sonst nicht herauskam.“

Für eine kleine Verbesserung scheint ein YouTube-Video wie das hier angesprochene also zu sorgen. Gelangt jedoch Wasser an andere Stellen des iPhones, beispielsweise unter die Buttons, in den USB-C-Anschluss oder in den SIM-Karten-Slot, sieht es deutlich schlechter aus. Hier können andere Erste-Hilfe-Maßnahmen wie ein Einlegen in Reis oder auch im allerschlimmsten Fall das Einschicken bei Apple deutlich angebrachter sein.

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Kommentare 7 Antworten

  1. „Lagerung in Reis brachten keinen Erfolg“

    Das ist auch totaler Unsinn und bringt nichts!

    Das Problem sind die Salze im Wasser, die dazu führen, daß die ganzen Dinge aus Metall korrodieren. Und das kann auch noch nach Wochen passieren.
    Einzig sinnvoll ist das Gerät mit Isopropanol abzuspülen, damit diese Salze dann entfernt werden. Dann ordentlich trocknen lassen. Eventuell hat man dann noch Glück.
    Aber Reis? Nein, nicht wirklich!

    Wer diesen Irrglauben mit dem Reis in Umlauf gebracht hat, möchte ich echt einmal wissen!

    1. Ergänzend dazu auch, der Reis müsste auch direkt mit Wasser in Kontakt kommen um es überhaupt aufzunehmen. Die es mit Reis versuchen, werden es unter Garantie nicht vorher Zerlegen.

      Die es vorher zerlegen, wissen dass der Reis nichts bringt und haben Isopropanol zu Hand.

  2. Fön, Heizung und Sonne sind genauso zu vernachlässigen!
    Das grösste Problem ist erstmal ein Kurzschluss. Daher ausschalten. Ausschalten und trocknen lassen.
    Das Isopropanol hilft nur, wenn du es auseinandernimmst und alles trocknen kannst.

  3. Es gab doch mal einen Witz. Man soll defekte Geräte in Reis legen, denn Reis locht Asiaten an und die reparieren dann das Gerät. Vielleicht ist daraus ein „Lifehack“ entstanden, der diesen Mythos aufrechterhält. ☺️

  4. Ich finde es vor allem problematisch, dass Apples Aussage über die Wasserdichtigkeit des iPhones sehr irreführend ist. Vielleicht war es blauäugig von mir, als ich kürzlich mein Handy für max. 2 Minuten ins Meerwasser gehalten habe, um Aufnahmen zu machen, aber ich war davon ausgegangen, dass das Gerät das aushalten würde. Leider weit gefehlt und das Gerät ist seitdem komplett unbrauchbar. Auch Apple kann nicht an die Daten kommen (Datenschutz). Ich kann also jeden nur davor warnen, das iPhone mit Salzwasser in Verbindung zu bringen.

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