In diesem Interview erfahrt ihr, wie drei Studenten einen Anruf von Apple bekamen und warum Sushi dabei eine wichtige Rolle spielte.
Ihr seid keine große Firma, sondern nur ein paar Entwickler. Wie habt ihr zueinander gefunden?
Moritz von Volkmann: Wir sind ein Team von Studenten, wobei Konstantin und ich beide Design studieren und Leonard Informatik studiert. Dadurch, dass wir gemeinsame Interessen haben und alle den Ehrgeiz besitzen, neue Dinge zu lernen und das eigene Portfolio mit aussagekräftigen und sinnvollen Projekten zu ergänzen, gestaltete beziehungsweise gestaltet sich unsere Zusammenarbeit als sehr fruchtbar.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine App über Sushi zu entwickeln?
Moritz von Volkmann: Sooshi (App Store-Link) ist in unserer Freizeit entstanden. Wir sind der Meinung gewesen, dass der visuelle Ausdruck an der Hochschule zu wenig geschult wird, weshalb wir es uns zur Aufgabe machen wollten, unsere eigenen Darstellungsfähigkeiten zu schulen und auf die Probe zu stellen.
Auf das Thema Sushi kamen wir dabei relativ beiläufig: Wir waren bis dato keine großen Sushi-Esser, haben uns aber sehr für die japanische Art begeistert, Dinge wieder und wieder bis hin zur Perfektion zu üben. Wir sahen uns den Film „Jiro Dreams of Sushi“ an, was uns vermutlich endgültig dazu veranlasste, das Thema Sushi eingehender zu behandeln. Die Wertschätzung, die manch ein Sushi-Meister seinen Kreationen entgegenbringt, begeisterten uns. Unsere Liebe zu mobilen Apps und unsere Faszination von (interaktiven) Illustrationen und Infografiken brachte uns dann darauf, diese beiden Themen zu vereinen: Sushi und Apps.
Ein herausragendes Feature von Sooshi sind die tollen Grafiken. War für euch klar, darauf so viel Wert zu legen?
Moritz von Volkmann: Wie bereits angedeutet, wollten wir unsere Fähigkeiten schulen und uns natürlich von den bisherigen Sushi-Apps klar abgrenzen; denn diese kamen bis dato alle mit mehr/weniger mittelmäßigen Fotos daher, was unserer Meinung nach der Kunst, die hinter dem Thema Sushi steckt, nicht gerecht wird. Natürlich reichen eben solche Fotos völlig aus, um zu Hause Sushi zuzubereiten, doch wird das Thema zumeist sehr verkitscht und in den Hobbybereich gedrängt. Beschäftigt man sich allerdings eingehender mit der Thematik und blickt über den Tellerrand hinaus, fernab von „Running Sushi“ und fettigen „California Rolls“, so stellt man schnell fest, dass die Kunst von hervorragendem Sushi auch darin besteht, Dinge so simpel wie möglich zu gestalten, wobei simpel nicht bedeutet, dass es einfach in der Zubereitung ist, sondern vielmehr reduziert im Ergebnis, aber exzellent in dem, was es sein will: Ein wertvolles Produkt.
Viele Leute loben uns für die schönen Fotos; doch die „Fotos“ sind alles Illustrationen, also Zeichnungen. Bei Selbigen legten wir wert auf eine spannende Beleuchtung: Kräftige Rim-Lights sollten die Konturen betonen und ein großes Key-Light das Sushi vollflächig und farbintensiv ausleuchten. Für die Zeichnungen verwendeten wir eine große Anzahl von Programmen: In Cinema 4D und Pixologic ZBrush kümmerten wir uns um den dreidimensionalen Aspekt, gefolgt von der Nachbearbeitung in Adobe Photoshop und AfterEffects. Der Code entstand dann, wie für iOS üblich, via Xcode, geschrieben in Objective-C.
Als Lohn gab es von Apple eine prominente Platzierung im App Store. Wie läuft eine solche Promo aus Entwickler-Sicht ab?
Moritz von Volkmann: Wir denken, dass ein wenig Glück nötig ist, um von Apple wahrgenommen zu werden. Natürlich gibt es mittlerweile extrem viele sehr gut gemachte Apps im Store, speziell im Apple App Store. Doch bei der Masse, die Apple bei den Kontrollen bewältigen muss, ist es natürlich stets schwer die App zu promoten. Da unser Fokus stark auf dem Design bzw. der visuellen Darstellung lag, promoteten wir die App zunächst auf Dribbble.com und Behance.net, zwei hervorragenden Communities für Designer, um deren Arbeiten zu präsentieren und zu beschreiben. Dies verhalf uns relativ schnell dazu, eine gewisse Anzahl an Verkäufen zu generieren. Wenig später kam dann ein Anruf von Apple, mit der Botschaft, dass man unsere App sehr schön finde und sie gerne prominenter platzieren wolle. Zudem gab es ein wenig Feedback, welches wir zeitig einbauten, um dann die Grafiken für die Highlights-Seite im App Store zu erstellen. Diese Highlights bringen extrem viel und sind vermutlich die beste Möglichkeit, eine App zu anzupreisen. Aber der Erfolg ist selbstverständlich stets temporär.
Kann man von einer Sushi-App leben?
Moritz von Volkmann: Nein. Aber ein schöner Urlaub ist drin!
Wie sieht die zukünftige Entwicklung aus? Wird es eine Anpassung für das iPad geben? Arbeitet ihr vielleicht schon an neuen Apps?
Moritz von Volkmann: Wir arbeiten im Moment an einem Update, wo wir den Inhalt dahingehend ergänzen, dass man etwas über gute Messer lernt. Denn ein gutes (japanisches) Messer ist enorm wichtig für das bearbeiten des Fisches. Man erfährt mit dem Update also die Grundlagen zum Messer schleifen und lernt etwas, worauf man beim Kauf eines guten Messers achten sollte.
Die Entwicklung einer iPad-Version ist momentan nicht geplant, aber wir wollen es dennoch nicht ausschließen. Doch bezüglich des enormen grafischen Aufwands, würde eine Entwicklung einer iPad-Version erneut enorm viel Zeit beanspruchen, was sich für uns nicht unbedingt rechnen würde. Wir arbeiten aber bereits an neuen Apps, sind in der Planungsphase eines Spiels. Was genau, wollen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht verraten. Wir haben mehrere Konzepte im Hinterkopf und freuen uns auf einen für uns komplett neuen Bereich…
- Sooshi-App für das iPhone (1,79 Euro)
- Sooshi-Webseite
Sehr schönes Interview!
Danke für den tollen Bericht! Ich finde die App-Thematik aus Entwicklersicht immer sehr spannend.